laut.de-Kritik

Drachen schlachten leicht gemacht.

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Neulich bei der Songwriting-Session zur Dream Evil-Platte: "Chat GPT, schreib mir zehn Metal-Texte, bitte mit Bizeps und Vokuhila!" Gesagt getan. Chat 666 liefert. Kotzproben gefällig? "Fire" reimt sich auf "Desire", was ungefähr dieselbe Todsünde darstellt wie im Gitarrenladen "Enter Sandman" zu zocken. "I was baptized in a bowl of blood, I am evil to the core." Dream Evil leben in einer WG mit der Hausnummer 667 in der "22 Acacia Avenue". "We'll hunt them down and kill 'em all." Rache ist im Metal bekanntlich Blutwurst.

Stadionkompatibel die Klischee-Keule schwingend zockt das Quintett um Produzenten Ass Fredrik Nordström (In Flames, Hammerfall) seine zehn Tracks. Neben dem obligatorischen Zitate-Reigen und Klassiker Obrigado (Maiden, Priest, Manowar) wovon insbesondere der Titeltrack kündet, kommt die Selbstironie nicht zu kurz.

Die Gold Medal in Metal gebührt "Fight In The Night". Der mit einem satten Midtempo-Riff ausstaffierte Sing A Long bekommt in der visuellen Umsetzung ein dem Titel entsprechend düsteres Image aufgesetzt. Das Quintett steigt in voller Rocker Montur auf die Harleys, schwingt die Baseballschläger und fährt grimmig blickend durch die schwedische Vorstadt-Pampa.

Bis die Recken auf einen Spielplatz treffen und die Kinder in sich entdecken. Fortan wird geschaukelt, gebaggert und Baseballschläger-Hockey gespielt. Die komische Verkrampftheit von Erwachsenen trifft auf kindliches Rumalbern. Metal-Merkmale und Vibe-Visionen sind keine ehernen Gesetze, für die es sich zu sterben lohnt. Party und Positivität, Posertum und Prunk stehen an erster Stelle.

Nicht nur das Cover schlägt eine Brücke zum Debütalbum "Dragon Slayer". Drachen schlachten leicht gemacht; Uptempo-Nummern wie "Lightning Strikes" oder "Born In Hell" laden zum unkontrollierten Zappeln im Moshpit ein, während stampfendes Headbanging-Futter wie "Insane" und "Y.A.N.A." die Haare im Midtempo-Takt kreisen lässt. Im Prinzip steht eine Änderung des metallischen Reinheitsgebotes unter Entzug des Denim And Leather-Outfits.

Die reine und wahre Lehre der Achtziger mit allen Trends und Tiefen, durchdefiniert wie eine Schicht am Fließband, ergeben die unheiligen drei Eckpfeiler US-Metal, NWOBHW und Hardrock. Den Metal Meltdown in den Neunzigern durch die Grunge-Revolution zum Trotz halten Sangessirene Niklas Ilsfeld und Co. die Flagge hoch.

Zudem verzichten die Schweden dieses Mal auf eine Ballade und verbleiben konsequent im Haudrauf-Modus. Mit "Metal Gods" erschaffen Dream Evil ein stahlstrotzendes Album, bei dem die Manu cornuta die überwiegende Handhaltung darstellt. Verkäufe und Chart-Erfolge sowie Spielfertigkeit und Songwriting-Tugenden gehen bei den ausgebufften Muckern Hand in Hand.

Trackliste

  1. 1. Metal Gods
  2. 2. Chosen Force
  3. 3. The Tyrant Dies at Dawn
  4. 4. Lightning Strikes
  5. 5. Fight in the Night
  6. 6. Masters of Arms
  7. 7. Born in Hell
  8. 8. Insane
  9. 9. Night Stalker
  10. 10. Y.A.N.A.

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