laut.de-Kritik
"Ich liebe diese Huren!"
Review von Stefan Johannesberg"I love them hoes", krakeelt Eamon wie der adoptierte Sohn einer schwulen Ehe zwischen Justin Timberlake und dem Ol' Dirty Bastard gleich zu Beginn seines Debüts. Der Schneebesen swingt, und das Piano klimpert lässig den The Flamingos-Loop. "Ho-Wop" nennt Eamon seinen Style. Hip Hop meets Doo Wop. Ja, Doo Wop! Eine in den 50er Jahren popluäre Rhythm & Blues-Richtung, die als Vocal-Gruppe (The Drifters und eben jene gesampelten Flamingos) zumeist im A-Cappella-Style croonten.
Beim smarten Rookie aus dem New Yorker Wu-Ländle Staten Island stehen die minimalistischen Beats zwar stramm, aber nicht im Vordergrund. Oft reicht Eamon ein einfacher Drum-Groove, der nur noch von melancholischen Klavierklängen begleitet wird, um einen roughen, emotionalen Song zu kreieren. Die Single "Fuck It (I Don't Want You Back)" legt von seiner lyrischen Reifeprüfung Zeugnis ab:
"You thought, you could. Keep this shit from me, yeah. You burnt bitch, i heard the story. You played me, ya even gave him head. Now ya askin for me back. You're just another hag, look elsewhere. Cuz ya done with me."
Eine impulsive wie überraschende Reaktion. Normalerweise laufen gehörnte Männer ihren Verflossenen noch Tage nach wie Hunde. Eamon singt diesen Selbsterniedrigungstendenzen in der Monsterhookline ein dickes F-Wort entgegen.
"Fuck what i said it dont mean shit now. Fuck the presents might as well throw em out. Fuck all those kisses, they didnt mean jack. Fuck you, you hoe, i dont want you back."
Dass der New Yorker dabei nie aggressiv, machomäßig oder peinlich wirkt, verdankt er seiner zerbrechlichen Stimme, die eindeutigen Zeilen wie "her ass was fly" oder "If your Ass is fat, I can't help the way I react" die Schärfe nimmt. Bei "All Over Love" und "4 The Rest Of Your Life" geht das allerdings in die Hose. Dem Soundwechsel von Old School-Swing zu Boygroup-Pop kann Eamon stimmlich nicht folgen. Selbst Natural oder O-Town-Mitglieder würden den Tunes mehr Tiefe abgewinnen. Da nützt auch Anrüchiges wie "that's why you fuck with me the rest of your life" nicht.
Überhaupt nutzt sich der Geschlechtsverkehr im Laufe des Albums ab. Sein Ho-Wop bedeutet nichts anderes als Hoe-Wop. Und auch mit viel Liebe gesungen, gehen einem Themen wie "actin' like a hoe" oder "actin' like a slut" gehörig auf die Nü ... Nerven.
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