laut.de-Kritik

Kontrastreicher Alternative Rock mit einprägsamen Hooks.

Review von

"Die Platte ist sehr düster", findet Joshua Ostrander, Gitarrist und Sänger der Eastern Conference Champions. Dabei geht eigentlich alles ganz bewegt los. Der Opener "Attica" setzt mit seiner sanften Stimme und treibender Akustikgitarre ein, ehe kurze Zeit später das Alternative-typische Gitarrengewitter losbricht. Vom ersten Akkord an fühlt man sich in der harmonischen Klangwelt der Indierocker zuhause.

Keine Frage, schon dieser einleitende Track macht Laune. Er gibt jedoch auch die Marschroute für das restliche Album vor und verdeutlicht, was Ostrander mit seiner Aussage meint. Nachdem ein Gitarren-Solo den Song mit steigenden Sequenzen zum Höhepunkt und gefühlten Schlussakkord treibt, begibt sich das Trio in düstere Gefilde. Unterlegt mit zurückhaltenden Synthie-Sounds baut sich "Attica" von Neuem auf und steigert sich zu einem plötzlichen, krachigen Ende.

Das Konzept der Eastern Conference Champions erschließt sich recht schnell. Die Wahl-Kalifornier liefern auf "Speak-Ahh" elf kontrastreiche Stücke zwischen angenehmer Beschwingtheit und tiefer Melancholie. Anstatt sich dabei auf Gitarre, Bass und Schlagzeug zu verlassen, reichern sie ihre Musik mit effektvollen elektronischen Spielereien an. So kommen die Songs meist in atmosphärischem Soundgewand daher und bringen unabhängig vom Inhalt eine ganz eigene Grundstimmung mit sich.

Ohrwurmtaugliche Melodien finden sich an jeder Ecke. Der Refrain der flotten Nummer "Hurricane" erobert die Gehörgänge zum Beispiel im Flug. Die schräge Melodie der Strophen mündet hier immer wieder nahtlos in die einprägsame Hookline, die mit einem Schellenkranz als perfekt passendem Stilmittel einen treibenden Charakter gewinnt.

Bei "Bull In The Wild" drücken die Champions das Gaspedal für ihre Verhältnisse noch etwas weiter durch. Hier setzt das Trio vor allem bezüglich Beat und Riffs auf Indierock-typische Elemente. Die mehrstimmigen und vielsilbigen Gesanglinien machen diese stimmungsvolle Nummer dennoch interessant.

Ruhige Pianoakkorde bilden das harmonische Grundgerüst des melancholischen "Hell Or High Water". Weder der Drumbeat mit vielbeschäftigter Snaredrum noch die treibende Bassline können diesem Stück seine angenehm warme und melancholische Stimmung nehmen.

Immer wieder sind es kreative Details, die "Speak-Ahh" so interessant und facettenreich machen. In "Sunshine" funktioniert man die E-Gitarre zum Beispiel kurzerhand zum Schlaginstrument um. Ein mit Deadnotes gespielter Rhythmus leitet den Song ein und kehrt immer wieder.

Der mehrstimmige Gesang avanciert im Laufe des Albums fast zu einem Markenzeichen der Band. Viele Songs wie beispielsweise das groovende "Atlas" oder das langsamere "How Long" leben von der chorartigen Begleitung, die Ostranders Melodielinien unterstützen.

Wer kein Fan von Vampir-Filmen oder deren Soundtracks ist, freut sich auch über den Bonustrack "A Million Miles An Hour", der bereits Teil der Filmmusik zur zweiten Episode der Twilight-Saga war und nur auf der deutschen "Speak-Ahh"-Version zu finden ist. Bezüglich Düsternis übertrifft er alles vorangegangene und ist nach der schönen Ballade "Where From Here" eine Art zweiter würdiger Abschluss.

Die Eastern Conference Champions verfügen über die ausgeprägte Fähigkeit, Stücke mit Kontrasten und enormen Spannungsbögen auszustatten und sich so von vielen anderen Bands aus dem Indierock-Sektor abzuheben. Es spricht absolut nichts dagegen, dass die Amerikaner mit dem ein oder anderen Hit auch hierzulande ein Thema werden.

Trackliste

  1. 1. Attica
  2. 2. Hell Or High Water
  3. 3. Hurricane
  4. 4. Bull In The Wind
  5. 5. Patience
  6. 6. How Long
  7. 7. Offkilter
  8. 8. Sunshine
  9. 9. Atlas
  10. 10. Where From Here
  11. 11. A Million Miles An Hour

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