laut.de-Kritik
Munter, düster, trabend und ein wenig retro.
Review von Amelie KöpplEs klingelt, es zupft, es scheppert. Bei "Rise Above My Time" handelt es sich noch eindeutig um einen waschechten Folkpop-Song. Doch nicht zu vorschnell! Jasper Madsen alias Echo Me aus dem schönen Kopenhagen ist nicht unbedigt ein typischer Kumpane von Jeff Buckley oder The Civil Wars.
Mit seinem selbstbetitelten Debüt zeigt der mittlerweile Wahlberliner, warum er zu jener Sorte Weltenbummler gehört, deren bunt ausgeschmückten Geschichten man gerne lauscht. "Left From The Fire" beginnt mit hübschen Pfeifeinlagen, die noch zum folkigen Einstieg passen. Mit Zeilen wie "I waste all my time / with all that's left from the fire" erzählt er irgendwie fröhlich anmutend von einer zerbrochenen Beziehungskiste.
"The Actor & The Play" birgt dann erste Überraschungen: Wenn die leise E-Gitarre und sanfte Trommelschläge plötzlich durch den Verzerrer gedreht werden, scheint sich langsam eine unsichtbare Trennlinie zu den folgenden Songs aufzubauen. "The Memory" ist von der Stimmung her eher einem Muse-Song der älteren Generation ähnlich.
Vor allem der melodische Anstieg im Refrain erinnert mehr an Britpop als an irgendeine Folkschiene. Ganz ähnlich verhält es sich bei "Darkest Hour" mit seinem dramatischen Tonwechsel und walzerähnlichen Rythmus. Von einem Kirmes-Intermezzo eingeleitet, wagt sich Echo Me dann in düstere Gefilde vor. Rein von den Songnamen her scheint sich dann aber jede Nummer einen Schritt weiter von einer traurigen Erinnerung zu entfernen:
Nach "Darkest Hour", der Stunde Null, folgt "How You Left Me" mit sich langsam erhebendem Akustikgitarrenspiel. "Packing My Stuff" hingegen schließt mit der dunklen Mitte des Albums ab und wagt sich zurück zu folkigem Banjo und lässigem Saloonflair.
"Write Me Back" wirft das nun schön gedachte Konstrukt wieder über den Haufen. Denn aus nachdenklichem Geplänkel erwächst schließlich das eine oder andere handfeste Riff, das ein wenig Radioheads Pablo Honey erinnert. Die Dramatik in Zeilen wie "How come you don't write me back?" spricht für sich.
Munter, düster, trabend und ein wenig retro. Auch wenn man kaum eine klare Linie ausmachen kann. Echo Me zelebriert charmant Abwechslungreichtum an der Gitarre: Inspiration holt er sich als Ein-Mann-Band dann und wann auch mit Freunden auf der Bühne. Kein Wunder, dass der letzte Track "The Best Is Yet To Come" heißt. Scheinbar hat dieser Schwede noch einiges vor.
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