laut.de-Kritik
Mit Spongebob gegen bekackte Deutsche.
Review von Mathias MöllerWas war das für eine Nummer! Mit seiner Stadiontechnoversion von "Ten German Bombers" hat Egotronics eine Hälfte Torsun eine ganze Menge Aufmerksamkeit auf sich ziehen können. Freilich waren nicht alle begeistert von dem tendenziös antideutschen Titel, Torsun dürfte sich in den letzten Wochen nicht nur Freunde gemacht haben.
Doch hat "Ten German Bombers" auch gezeigt, dass Torsun ebenso wie Egotronic kein Blatt vor den Mund nehmen, wenn es um Politik geht. Leute, die Probleme mit Egotronics Positionierung haben, dürfte bei "... Die Richtige Einstellung" hin und wieder die Galle kochen.
Auf der anderen Seite zeigen Egotronic auch auf ihrem Langspieldebüt, dass Spaß und Politik durchaus Hand in Hand gehen können. Wer Egotronic ein bisschen kennt, weiß, dass Torsun und Hoerm zwei bedingungslose Hedonisten und keiner Party abgeneigt sind. Was sich auf "... Die Richtige Einstellung" gut nachhören lässt. Mit dem schwer pumpenden "Luxus" steht gleich eine sehr typische Nummer am Beginn. C64-Sounds treffen auf Synthesizer-Gepiepse und fette Beats. Die Lyrics bis zur Unhörbarkeit verzerrt, bitten Egotronic zum Tanz.
Zeichneten die C64-Sounds den Klang von Egotronic früher noch maßgeblich aus, haben sie jetzt doch zu einer erstaunlichen Klangbreite gefunden. "Du Weiszt", aufgenommen mit den Düsseldorfer Rappern Koljah und Tai Phun, brilliert als Alternative-Hip Hop-Nummer - Koljah und Tai Phun haben einiges auf der Kappe - und "Maybe Someday" rockt gar richtig, zwar nicht mehr so sehr wie in der Vorabversion, als er unter dem unauffälligen Pseudonym The Egotronic eingespielt wurde, aber immerhin.
Und dann wirds politisch. Hoerm und Torsun poltern mit Unterstützung von Sir Arthur "Bomber" Harris, dem Oberkommandierenden des Bomber Command der britischen Luftwaffe im Zweiten Weltkrieg, gegen Geschichtsrevisionisten und Opfermentalität. Die eingespielten Soundschnipsel lassen den Hörer trotz der ernst gemeinten politischen Message immer wieder schmunzeln, wenn wie bei "Exportschlager Leitkultur" Walter aus "The Big Lebowsky" zu Wort kommt: "Diese bekackten Deutschen, nichts hat sich geändert, bekackte Nazis!" Und zwischendurch rumpelt und fiepst es, als hätte einen die Zeitmaschine zurück ins Zeitalter der Ataris und C64 katapultiert.
Den Vogel schießen die beiden Wahlberliner Elektropunks mit dem Titeltrack ab. "Die Richtige Einstellung" proklamiert kein Geringerer als Spongebob, während Torsun über das Nichtstun sinniert. "Immer So Weiter" pumpt dann wieder richtig fett, hierzu kann man sich durchaus bewegte Tanzbodenjünger vorstellen. Überhaupt scheint dieses Album insgesamt sehr gut tanzbar. Auch wenn, oder vielleicht gerade weil die Sounds hin und wieder eine gewisse Old-School-Spackigkeit versprühen, macht "... Die Richtige Einstellung" richtig Spaß. Die Texte scheinen manchmal ein wenig Dada, aber wer will sich daran stören, wenn die Musik bewegt?
Nach hinten raus wird es dabei immer bunter, zuerst rockt der Saalschutz-Remix von "Maybe Someday" richtig amtlich, sicher die fetteste Tanz-Nummer auf dem ganzen Album. Mit "Pilze" nehmen Egotronic ihren Hörer mit auf einen fiesen Trip in den Wald. Wer da heil wieder rauskommt, wird mit einem extrem zurückgelehnten Hidden Track entlohnt.
Alles in allem schaffen es Egotronic auf "... Die Richtige Einstellung", Stücke verschiedenen Alters einigermaßen harmonisch zu arrangieren. Es macht Spaß, war allerhöchste Zeit für dieses Album, und noch geiler ist das Ganze nur live.