laut.de-Kritik
Großartiger Brit Pop ohne die Rock'n'Proll-Attitüden der Gallagher-Brut.
Review von Sascha OriwallMit "Asleep In The Back" steht eine der heißersehntesten britischen Scheiben dieses Jahres in den Regalen der örtlichen Plattendealer. Heißersehnt? Eine verständliche Umschreibung, wenn man sich die Plattenfirmen-Odyssee der nordenglischen Pop-Rocker einmal zu Gemüte führt: Erst bei Island, dann bei EMI und dann doch wieder nicht. Einmal beim Indie-Label UglyMan gelandet, werden innerhalb eines halben Jahres die EPs "New Born" und "Any Day Now" veröffentlicht. Deren Erfolg ruft dann V2 auf den Plan und genau da wären wir jetzt. Endlich kann man das Publikum bedienen, das diese Musik verdient hat.
Das Debut-Album von "Elbow" ist zum größten Teil ein Konglomerat aus den besten Songs der oben genannten EPs, verfeinert mit ein paar neuen Songs. Und ein paar älteren: "Powder Blue" (der persönliche Favorit des Verfassers) und die erste Single-Auskopplung "Red" stammen ursprünglich von der "Noisebox EP", die die Band im Januar 1998 (vor ihrer Labelschlacht) in einer sammelwürdigen Auflage von 150 Liebhaber-Exemplaren produzierte. Beide Songs nehmen auf "Asleep In The Back" die Ecke der poplastigen Melancholieder ashcroftesker Ausprägung in Beschlag. Insgesamt ist das ganze Album ein eher düsteres Werk, was jedoch die eingeflechteten romatischen Ideen keineswegs verdecken kann. Die Pessimismus-Schablone müsste hier schon arg misshandelt werden. Die Mannen um Sänger Guy Garvey - dessen Stimme gerne mal mit Peter Gabriels Organ verglichen wird - machen intelligente Musik, schlicht, aber irgendwie großartig. Elbow schaffen auf der Platte eine durch meist nur sehr zarte Instrumentalgebäude äußerst angenehme Klangkulisse. Aber: eben noch schwermütig können sie einen im nächsten Augenblick schon beinahe ludermäßig überraschen (so gehört bei "Bitten By The The Tailfly"). Prog-Rock galore.
Liebe, Verlust und die in England beinahe chronische Kleinstadtfrustation: auch wenn in ihren Köpfen scheinbar die gleichen Themen herumschwirren, begegnen uns Elbow ohne die Rock'n'Proll-Attitüden der Gallagher-Brut. Und dafür muss man dankbar sein. Der ehrliche Style zieht den Hörer einfach mit in die Untiefen der Elbow-Welten.
Machen wir es doch analog zu den großen CD-Versandhäusern: Wenn Ihnen Alben von Travis, The Verve, Radiohead, Coldplay oder auch der Beta Band gefallen haben, dann sollten Sie auf "Asleep In The Back" von Elbow zumindest mal ein Ohr werfen.
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