laut.de-Kritik
Bite The Dust!
Review von Martin TenschertIm Vor-Festival-Monat Mai darf man Ellens neuestes Oeuvre "Dust" in Händen halten, ihr chromfarbener Oberkörper ziert das Cover. Mit geschlossenen Augen entgeht sie dem sie umwirbelnden "Staub" und scheint ganz in sich selbst zu ruhen. Ein stimmiges Coverdesign, das die Tradition ganzheitlicher Kunst bei Bpitch fortführt.
Innere Ruhe strahlen auch die zehn Stücke aus, die Frau Fraatz in LP-Form gegossen hat. "Our Utopie" wartet mit Glockenspiel und Tiefensogwirkung auf und trägt die Lässigkeit von Ellens DJ-Sets in sich. Reduziert auf wenige, aber durchschlagskräftige Elemente überzeugt auch "Flashy Flashy", der Track erinnert charmant an sehr frühe, electroide Bpitch Releases a la Kiki.
"Dust" beleuchtet viele Facetten der Künstlerin sowie des Labels Bpitch Control im Allgemeinen und gibt diese gebündelt wieder. So werden auch gebrochene Beats und Bleep Sounds keineswegs stiefkindlich behandelt ("My Tree"). Selbst psychedelisches Liedgut darf man erwarten.
"Sun The Rain" kombiniert Ellens Elfenstimme mit New Order inspirierten Gitarrensounds. Dieser Song dürfte nicht nur die kommende Festivalsaison bespaßen, sondern vor allem beim Glühwürmchenzählen auf taufeuchten Sommerwiesen eine gute Begleitmusik abgeben.
"Should We Go Home" taucht noch tiefer in Fantasiewelten ab, wabernde Synths und Sprachfetzten generieren Entrücktheit. Definitives Radio-Play Potential und (im positiven Sinne) hat der Track "You". Ein lupenreiner Indie-amant, der im Ohr bleibt.
"Huibuh" ist in diesem Fall kein Schlossgespenst, sondern ein entspanntes Dub-Stück, das den Hörer langsam wieder aus dem Allienschen Kosmos herausführt. "Schlumi" fährt in Folge noch mal kurz den Groove mit vertrackten Beats hoch, so dass man dann "schon" etwas wehmütig am Ende des Trips mit Ellen angelangt ist.
Ellens Stimme hat sich ein gutes Stück nach vorne entwickelt. Sie traut sich auf "Dust" ganze Strophen und Refrains zu, die in Songstrukturen eingebettet sind. Bei früheren Tracks war sie ja eher auf kurze Sprechgesang-artige Passagen abonniert, die den Sound mehr ergänzten, als eigenständiger Gesang zu sein.
Nicht nur die Vocals stechen positiv heraus, auch Ellens Mut, gegen den Trend-Strom zu schwimmen. Und eben kein langweiliges Bongo-House Album zu veröffentlichen. Ein angenehmer Gegenentwurf zu dem oft zäh-uninspierten House-Pappmaché dieser Tage.
"Dust" ist ein modernes Album mit Musik, die zwar elektronisch produziert ist, aber von Herzen kommt. Die Kombination von verschiedensten Spielarten elektronischer Musik in Track- und Liedform machen das Werk zum Sound-Chamäleon. Global-Player Allien wird ihren DJ-Ruf zudem auf einer World Tour zum Album untermauern. Bite The Dust!
5 Kommentare
Fein, darauf bin ich gespannt. Die Dame ist ja schon ewig beständig gut!
Die Frau is K.N.A.L.L.A.!
ey schulligunk, als ich das video angemacht habe bin ich erstmal eingeschlafen
Einige male gehört nun.
3,5 von 5 ist meine Losung.
Finde ich genauso langweilig wie Sool... sorry, aber da taugen mir die älteren Sachen um Länge mehr als das hier.