laut.de-Kritik

Ein einziger, zu lang geratener Pop-Song.

Review von

Läuft bei Ellie Goulding! Zuletzt verzauberte sie die Sadomaso-Liebhaber in "Fifty Shades Of Grey", nun präsentiert sie ihr drittes Studioalbum "Delirium" in lässig aufreizender Coverpose. Vorab sei klar gestellt: Thematisch wie musikalisch bewegt sich dieses Album im Wendekreises eines Dreirads, eines sehr kleinen Dreirads. Die Dramatik der Platte entspinnt sich über dem grundlegenden Kommunikationsproblem zwischen Mann und Frau. Und so kommt man beim Hören auch immer wieder bei der Quintessenz des Langspielers an: "Was will sie denn eigentlich von mir?"

Von einem Totalausfall kann jedoch keine Rede sein. Treibende Beats und der charakteristische Gesang der Miss Goulding sorgen für eine Eingängigkeit, die jeder Song vehement zur Schau trägt. Radiotauglich gibt sich die Scheibe von vorne bis hinten, wirkliche Hänger finden sich keine. Doch Höhen sucht man gleichermaßen vergebens: "Delirium" ist ein einziger, zu lang geratener Pop-Song.

Zaghaft mit dem Kopf wippend erwische ich mich dabei, wie immer wieder andere Dinge im Zentrum meiner Aufmerksamkeit stehen als Ellies Platte. Der Nicht-Anteilnahme bewusst, versuche ich aufs Neue, ihren verworrenen Liebespfaden zu folgen, die ich allerdings nur allzu schnell wieder aus den Augen verliere: Aber wie soll man auch Anfang und Ende eines Songs erkennen, wenn Tempo, Beat und Stimme immer auf derselben öden Schiene fahren?

Trotzdem, es gibt sie: marginale Abweichungen auf der 08/15-Popskala, wenn auch wenige. "Love Me Like You Do" vom "Fifty Shades Of Grey"-Soundtrack punktet mit einem klimatischen Aufbau und mitreißender Hook - auch wenn das Dauerfeuer in Radio und TV schon früh den Winterpelz auf den Ohren hat wachsen lassen.

Einen thematischen Ausfallschritt stellt "Army" dar, einmal geht es nicht um das leidige Thema der undurchschaubaren Liebe. Das Objekt der Begierde tritt zur Seite und weicht der besten Freundin, scheinbar die einzige auf der ganzen weiten Welt, die das Gefühlsdurcheinander der Miss Goulding versteht: "Sitting there in the caravan / All the nights we've been drunk on the floor / And yeah you understand / Yeah like no one can". Yeah. Wer wünscht sich nicht eine so tief gehende Freundschaft? Absolut crazy!

Der Titel könne sich laut Golding übrigens "auf einen absolut euphorischen, fast schon verrückten Gefühlszustand beziehen – oder eben auf das genaue Gegenteil davon. Ich befinde mich permanent in diesem Zustand". Wie auch immer geartete Gefühlsbewegung wird der Hörer aber kaum bemerken, die Wirkung von "Delirium" ist eher ernüchternd.

Trackliste

  1. 1. Intro (Delirium)
  2. 2. Aftertaste
  3. 3. Something In The Way You Move
  4. 4. Keep On Dancin'
  5. 5. On My Mind
  6. 6. Around U
  7. 7. Codes
  8. 8. Holding On For Life
  9. 9. Love Me Like You Do
  10. 10. Don't Need Nobody
  11. 11. Don't Panic
  12. 12. We Can't Move To This
  13. 13. Army
  14. 14. Lost And Found
  15. 15. Devotion
  16. 16. Scream It Out

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7 Kommentare mit einer Antwort

  • Vor 9 Jahren

    Ich mag Ellie! Das gebe ich offen zu!
    Das erste Mal versucht zu hören: "Das Album ist scheiße". Zweiter Versuch: "Och, das ist doch nichts, nur ein paar Ausnahmen". Third Try, mit Kopfhörern, beim Laufen: "Geiles Ding". es muss einfach passen und man braucht die richtige Gelegenheit, umgebung, empfinden, etc.

  • Vor 9 Jahren

    Ich fand schon ihre ersten beiden Alben ziemlich mies. Ellie hat echt Gesangstalent - leider wurde Sie aber konsequent zu einem Kommerzplastikpopprodukt aufgebaut. Dazu passt auch das pseudoerotische Schlampenoutfit auf Bühne und Cover.

  • Vor 8 Jahren

    1 Jahr nach Release immer noch eine perfektes Album. Lässt sich wunderbar am Stück durchhören. Viele Ohrwürmer, Ellies wunderbare einzigartige Stimme. Ich gebe 5/5 !! und freue mich auf Album Nr. 4 !!