laut.de-Kritik
Leidenschaftliche Dancefloor-Nummern mit reichlich Pop-Appeal.
Review von Martin LeuteAuch hierzulande darf fortan darüber debattiert werden, ob diese britische Senkrechtstarterin dem Jahr 2010 mit ihrem Debüt tatsächlich ihren Stempel aufdrückt. Ihr schillernder Mix aus Pop, Synthie-Arrangements und Folk-Anleihen veranlasste erst die BBC, Ellie zur heißesten Newcomerin zu erklären, bei den Brit Awards setzte ihr dann die Jury in der Kategorie "Critics' Choice" die Krone auf. Fortan ist der Hype um diese Musikerin in Gang gesetzt und beschert ihr Spitzenpositionen in den britischen Charts.
Bei allem Erfolg von "Lights" bemängeln diejenigen, die sich von ihren akustischen Coverversionen von Midlakes "Roscoe" und Bon Ivers "The Wolves" haben verzaubern lassen, nun die Abwesenheit von Folk. Die anderen werfen ihr dagegen vor, ihren Synthiepop zu inkonsequent und risikolos inszeniert zu haben.
Stilistisch gehen diese unangestrengt lächelnden Stücke über den Songwriterpop von Kolleginnen wie Kate Nash oder Lily Allen hinaus, auch wenn die Ohrwurm-Melodien, die Gitarren, ein Glockenspiel, Pianolinien oder Handclaps den Singer/Songwriter-Ursprung ihres musikalischen Schaffens offenbaren. Die Besonderheit dieser Lieder liegt aber vielmehr in den vielschichtigen, clubtauglichen Inszenierungen.
Den größten Anteil an diesem markanten Soundgewand hat der Produzenten Starsmith, der die ohrgängigen Songs behutsam mit vielschichtigen, bisweilen sphärischen Synthie-Elementen mit Retro-Charme und elektronischen Spielereien wirkungsvoll ausgestattet hat. Ellies Stimme hat er häufig artifiziell bearbeitet, was zu einem harmonischen Fluss zwischen herkömmlicher Instrumentierung, unaufdringlicher synthetischer Ausstaffierung und Gesang führt.
Neben leidenschaftlichen Dancefloor-Nummern wie "Starry Eyed", "Under The Sheets" und "Salt Skin" bewegen sich die Tracks im Midtempo-Bereich und bahnen sich mal verträumt-melodramatisch ( "This Love (Will Be Your Downfall)", "The Writer") ihren Weg oder gefallen mit effektiv anhebender dramaturgischer Spannung ("Everytime You Go", "Your Biggest Mistake").
Zwischen Eleganz und Teenie-Romantik tänzelt Ellie Goulding unaufdringlich unter der sich dezent drehenden Discokugel zu lässigen Rhythmen. Dass sie dabei einer auf Albumlänge absehbaren Struktur folgt und nach den zurückhaltenden Strophen stets einen hymnischen, Refrain auspackt, verleiht dieser durchweg kohärenten Platte in diesem synthetischen Kontext einen ungemeinen Pop-Appeal, der den überbordenden Enthusiasmus ebenso vermeidet wie die ernüchternde Melancholie.
Mit Folk will dieses Werk ebenso wenig zu tun haben wie mit hart stampfenden Elektro-Rhythmen. Vielmehr ist es Ellie Goulding auf bemerkenswerte und behutsame Weise geglückt, ihren unbekümmerten Songwriter-Pop mit schwerelosen, einnehmenden Synthie-Klängen in Einklang zu bringen und damit niveauvoll den Mainstream-Pop aufzumischen.
5 Kommentare
Hört sich gut an, aber 3 Punkte??? Naja, habe mir schon fast gedacht, das sie nicht mehr bekommt, aber naja. Nur zur Info hat letztes Jahr die Little Boots 4 Punkte bekommen und wurde hochgelobt, ebenso La Roux. Ich kann mehr Folk und Indie raushören als bei Little Boots zB., aber das will ja nichts heißen. Das Album hat bis auf ein kitschigen Song- I'll hold my breath einfach nur tolle und innovative Ideen. Under the sheets mit den treibenden Drums, wikrt richtig aggressiv, der Text: "you left a blood stain on the floor... i've seen you in a fight... where did the people go? my hands are empty?" usw. handelt so wie jeder Song über einige Abgründe... man sollte sich nicht von den netten Melodien und Beats in die Irre führen lassen. Under the sheets handelt das man mit jemanden zusammen ist, nur um nicht allein zu sein, aber am Ende verliert man dadurch alle Freunde und Familie und ist mit jemanden zusammen den man nicht mal austehen kann. Und dann kommt die Angst allein zu sein: "in here the wolrd won't bring us down, our plan is gold dust, out there a lonely girl could drown, but in here i'm frozen". Der Song baut die Spannung auf, so wie jeder Song auf dem Album. Am Ende gibt es Chors, Drums, und einfach diese Energie. Starry Eyed, die Single, ist das poppigste, aber man muss auch schon mehrmals hinhören um all die versteckten Melodien rauszuhören. Die Stimme ist hymnisch, charmant, Lolita-like. ES handelt davon "high" zu sein, von Drogen, Liebe, Alkohol und in einer Euphorie zu leben. Der Song bring das Gefühl super rüber. Guns and horses fängt mit acoustic an und geht in einen bombigen Refrain, der Song endet mit einer R'n'B-wollenden Sing-art, passt super... Handelt von einer Liebe auf dem Internet. Ich könnte noch weiter über jeden Song quatchen, muss ich aber nicht. Nur noch das: der Standout und nach Ellies Aussagen ist der Zentrale Song Wish I stayed, der eine Weile braucht um ihn zu mögen. Es ist deutlich anders als der Rest. Die Melodien und Stimme verzehrt, vermischt, schmutzig. Ist aber der Hammer!!! Handelt davon das sie von ihrer Heimatstadt abgehauen ist nach London, wo die Gefühle dann raufgekommen sind. Inklusive einige der besten Passagen seit paar Monaten: "Why when men look outside, they see houses, instead of the fields they grew from? We are constantly outrooted from them..." "patterns all arranged in my background, these pillars and posts keep this country on form, letters were sent with no addresses, so the people can't discover, they're always undercover, why do I always draw triangels, instead of the words this paper so deserves? I don't own my clothes but I own my mind and it's not what you lost but what you find." "treasure your hometown, you've forgotten where you are, but you stay the same until your minds been found and it has been found wandering around." sorry, das musste jetzt sein. Die Lyrics sind einfach gut... Dagegen können Marina and the Diamonds, Little Boots und La Roux einpacken. Und der Abschluss Salt skin ist einafch gradios. Die Melodie, die Struktur, die Stimme, der Text! "you're sharp as a knife, but you fit like a glove" "i lost my head and it rolled, and when i found it again i didn't even know my own name". "wars they craeted just to understand the meaning of..."
Ich höre schon auf. war ich sehr lang, ne? Von mir 4 Punkte, so ein charmantes Album voller Ideen und Melodien und tollen Gesangs-Variationen. Warm, schillernd, glizternd, vibrierend, fröhlich aber zur selebn Zeit so melancholisch, traurig, tief, nachdenklich. Sie ist eine Fee!!! Witer so!
LOL
Wäre auf dem Album noch der Titeltrack ("Lights") enthalten, wären die Kritiken bestimmt noch besser.
So gesehen sind 3 Punkte gerechtfertigt. ^^
Ja, da hast du recht! Lights ist ein toller Track der auf dem Album sein müsste! Dazu noch I'm not following you (das Lena Meyer-Landrut auf ihrem Album covert) und Fighter plane, aber die Songs sind wahrscheinlich zu anders im vergleich zu den Album-Tracks, so gesehen hätte das Album ewtas an Koherenz verloren.
Appropos: Guns and horses- das neue Video ansehen- sehr schön!
Wenn man die Rezension lies könnte man meinen er hätte dem Album mindestens 4 Punkte gegeben, ihm schien es doch eigentlich ganz gut zu gefallen.