laut.de-Kritik
Die norwegischen 70er-Rocker covern Portishead.
Review von Eberhard DoblerKorrekt, was die norwegischen Eigenbrötler da zustande bringen. Emmerhoff und seine Melancholy Babies wollen zu den Guten gehören. Das hört man. Da orientiert man sich an den richtigen Vorbildern. Kein Frage. Das Quintett um Gunnar Emmerhoff folgt seit bald zehn Jahren beharrlich seinem Pfad zwischen Siebziger-Rock, dunklem Pop und Country-Einflüssen.
Warf das deutsche Debüt "Misty Trails" im vergangenen Jahr noch Songs der drei vorherigen Alben sowie einer EP zusammen, entstand "Electric Reverie" sozusagen in einer Session und präsentiert die Mannen aus dem verregneten Bergen als amtliche Rockband mit Hang zu so leisen wie kräftigen Riffs. Abgeklärt schwebendes Songwriting wie bei "New Silence" zeugt vom musikalischem Niveau. "Electric Reverie" ist insgesamt sorgfältig produziert und mit stimmiger Stil-Attitüde komponiert.
So schlägt die Liebe zu Led Zeppelin gleich im Groove des Openers durch, während das flotte "Sticks & Stones" oder "Afterglow" folkige Gitarren unterbringen. Das gelungene Portishead-Cover "Cowboys" lullt nach dem nur oberflächlich fröhlichen "Black Mark" psychedelisch ein. Interessant gestaltet sich im Anschluss das langsame "Into The Black, Towards The Within" - so könnten (von den Vocals und einigen Klampf-Parts mal abgesehen) vielleicht Massive Attack als Gitarren-Combo klingen. "Juggernaut" packt dagegen Desert Rock-Feeling aus. Viele der Stücke eint zudem eine epische Dramaturgie, die der (oft bemühten) Naturverbundenheit der fünf Jungs geschuldet sein dürfte.
Angstfrei bedienen sich Emmerhoff & The Melancholy Babies bei ihren Vorbildern, ohne sich dabei zu stark anzubiedern - übrigens eine Spezialität skandinavischer Rockbands. Irgendwie fehlt den Songs aber das letzte Quentchen Charisma, um den Hörer in Hysterie zu versetzen. Vielleicht ist ihr in sich ruhender Ansatz dafür auch etwas zu konservativ. Eine musikalisch ordentliche Platte bleibt "Electric Reverie" trotzdem.
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