laut.de-Kritik
Eine Herrscherin voller Demut und Weisheit.
Review von Hannes HußSchon das Cover strahlt Selbstvertrauen aus. Lorely Rodriguez verdeckt ihr Gesicht nicht mehr schüchtern mit der Hand. Sie steht selbstbewusst da, fast arrogant. Die Farben ihres Ballkleides explodieren, das Haar scheint übernatürlich groß. Eine nur allzu passende Inszenierung, formuliert der Titel doch einen übergreifenden Herrschaftsanspruch: "I'm Your Empress Of" ...
Das Album läuft nur eine knappe halbe Stunde und enthält dennoch zwölf Songs. So wirkt auch keine der Electro-Pop Nummern in die Länge gezogen In ihren besten Momenten schaukeln sich diese mit beeindruckender Effizienz in tranceähnliche Zustände hoch. Sie ziehen die Hörer*innen in den Bann, die Intensität variiert mühelos. Zeit und Raum scheinen zu verschwimmen, während Rodriguez als Fixpunkt bestehen bleibt.
Sie blickt auf die Empress selbst, fleht nach Liebe, will sich dieser entziehen, scheitert. Sie versucht es von vorne, fällt wieder hin. Als Stimme der Vernunft steht ihr dabei immer Mutter Reina alias "Empress of Mom" zur Seite. Im Spoken-Word-Intro sagt sie über ihre Tochter: "I only have one girl / But the only girl is like the having thousands of girls / Because look at how many times she reproduce herself in each bunch of you". Jeder kann Empress von etwas sein.
Einen weiteren Ratschlag hat die Empress of Mom in "Void" parat. "You wanna make yourself the woman / That nobody is gonna mistreat". Der Song erinnert eingangs an Air, bevor im Refrain die sphärische Easy-Listening-Atmosphäre erweitert wird: Leichtfüßig oszilliert das Drumset, während Rodriguez einer Beziehung nachhängt.
Um verflossene Lieben dreht sich das Album immer wieder. "Give Me Another Chance" fleht sie, und preist sich selbst an. "I can be loving / I can forgive". Und genau darin liegt die selbstbewusste Stärke des Albums. Egal, wie niedergeschmettert Rodriguez scheint, sie bleibt aufrecht und hat in letzter Konsequenz immer die Kontrolle. Indem der Song immer knapp unter Betriebstemperatur bleibt, wird die zentrale Zeile "Choose me over her" vom weinerlichen Selbstmitleid befreit. Die Empress hält an der Macht fest.
"U Give It Up" zieht hingegen auf den Dancefloor, wenn auch emotional reserviert - trotzdem ist der Song ein veritabler Banger. Dazu diagnostiziert sie in ihrer Muttersprache: "Los añosde mi vida / Yo caminé buscándonos". Ich habe die Jahre meines Lebens damit verbracht, suchend zu singen. Die Empress sucht sich selbst und ihre Position in der Liebe.
Die Fehler während dieser Suche legt sie offen dar. "Should've" konstatiert eindringlich "should've never let you close", "Maybe This Time" wird noch expliziter: "Your violent love ain't a bluff". Leider ist "Maybe This Time" trotz der hervorragenden Lyrics der Ausfall des Albums. Das Tropicana-Flair geht mächtig schief. Viel zu viel passiert, die Synthesizer nerven und die Bassdrum kommt hyperaktiv. Auch "Hold Me Like Water" hält das ansonsten hohe Niveau der Platte nicht. Die getragene Midtempo-Nummer nimmt keine Form an, sondern rauscht einfach vorbei.
Am Ende bleibt vor allem der Eindruck einer gelungenen Machtproklamation zurück. "I'm Your Empress Of" wird seinem ambitionierten Titel gerecht. Lorely Rodriguez verknüpft ihre Introspektion mit der Frage nach weiblicher Identität und strahlt dabei viel Selbstvertrauen aus. Sie ist eine würdige Herrscherin voller Demut und Weisheit.
2 Kommentare
Dieser Kommentar wurde vor 4 Jahren durch den Autor entfernt.
Richtig muffige Clubmusik aus den 90ern bis frühen 2000ern, nur diesmal mit scheußlichen Vocals.