laut.de-Kritik
Compilation zu Ehren des Oscar-gekrönten Komponisten.
Review von Anja LindenlaubEnnio Morricone versteht es wie kaum ein anderer, die Stimmung eines Films mit Musik zu unterstützen und zu verstärken. Kurz nach dem Sahnehäubchen seiner Karriere, dem Ehren-Oscar für sein Lebenswerk im Februar 2007, erscheint nun die Compilation "50 Filmklassiker".
Zwar wird Ennio Morricone hauptsächlich mit dem Italo-Western in Verbindung gebracht, doch gehören nur 30 seiner über 400 Soundtracks diesem Genre an. Verfügt der Hörer über diese Information, ist es nicht verwunderlich, dass die berühmt-berüchtigte Maultrommel erst in "Per Qualche Dollaro In Piu", dem vierten Stück der "50 Filmklassiker" "Per Qualche Dollaro In Piu" zum Einsatz kommt.
Die meisten Songs sind instrumental gehalten, doch bestückte Morricone auch einige seiner Lieder mit einer sanften Frauenstimme, die statt den Instrumenten die Melodieführung übernimmt. Auf Morricones Opus trifft die Devise "Weniger ist mehr" zu. Er vermeidet den Einsatz lauter Orchester und setzt seine Akzente auf Rhythmus und leise Töne.
Die drei CDs bieten einen Überblick über das 40 Jahre starke Werk Morricones. Leider fehlt das bekannteste Stück aus Sergio Leones "Spiel mir das Lied vom Tod" mit der unverwechselbaren Mundharmonika, das wohl auch zum enormen Erfolg des Films beigetragen hat. Weitere echte Klassiker wie das Panflötenthema aus "Es war einmal in Amerika" oder auch den Titelsong von "Mission" sucht man ebenfalls vergeblich.
Natürlich befinden sich unter den großartigen Kompositionen auch eher durchschnittliche Titel. Spielerisch beschwingt und etwas belanglos anmutend kommen zum Beispiel "Viaggio Con Anita" oder "Belinda May" daher.
Ist man bei der dritten CD angelangt, kommen Gedanken wie "Hab ich das nicht schon vor 20 Minuten schon gehört?" in den Sinn. Der unverkennbare und gerade deshalb auf Dauer manchmal etwas ermüdende Morricone-Stil zieht sich quer durch die 50 Titelmelodien.
Andere Titel auf diesem Sampler sind dafür echte Highlights. Beim Hören der Titelmusik "Il Buono, Il Brutto, Il Cattivo" zum Spaghetti-Western "Zwei Glorreiche Halunken" mit Clint Eastwood traben sogleich Cowboys auf rassigen Pferden durch des Hörers Kopf.
Ebenfalls hervor stechen "Companeros", das mit seinem fetzigen Rhythmus und dem großartigen Chor Schwung in die dramatischen Melodien bringt, und "Il Mio Nome E' Nessuno" mit seiner übermutigen Flöte und den sich leicht wiederholenden Motiven.
Trotz der etwas unverständlichen Entscheidung, die Zusammenstellung "50 Filmklassiker" zu nennen, obwohl es sich ja nicht um Filme handelt und sich zudem wirklich nicht allzu viele Filmmusiken, die den Namen Klassiker ernsthaft verdienen, auf den drei CDs befinden, erwarten den Hörer wunderschön verträumte wie auch ergreifende Melodien.
Wer sich ein Arrangement der bekanntesten Hits des italienischen Tonschöpfers wünscht, sollte von den "50 Filmklassikern" die Finger lassen - dafür gibt es andere Zusammenstellungen. Interessiert man sich jedoch für eine Reise quer durch 40 Jahre Ennio Morricone, kann man mit dieser Kollektion nichts falsch machen.
1 Kommentar
Einer der besten Film-Komponisten. Freu mich riesig, dass er bei "The Hateful Eight" von Tarantino die Musik machen wird.