laut.de-Kritik
Hier wird Party noch mit großem "P" geschrieben.
Review von Kai KoppEndlich kann er seine Neigung zu gitarrenlastiger Rockmucke ordentlich ausleben. Immerhin hat sich der Latin-Star sieben Alben lang vorschreiben lassen müssen, welches Image Mann zu verströmen hat, um die vorwiegend weiblichen Massen zu beglücken. Auf Enriques siebtem Werk, schnörkellos "7" betitelt, scheint es, als habe er die Image- und Kompositionsberater entlassen und statt dessen selbst stärkeren Einfluss auf den Produktionsablauf genommen.
Die 15 Titel rockpoppen fast ohne Latin-Allüren geschmeidig vor sich hin. Unterstützt von bratzigen Gitarrenriffs und Rockgrooves schafft er es, so etwas wie eine musikalische Handschrift zu zeigen, ohne die Mainstream-Pop-Schiene zu verlassen. Leidenschaftlich-verführerischer Rockröhrengesang paart sich mit den vertrauten "bumm bumm tschak"-Grooves.
Es kommt also keine Verwirrung auf, man begreift sofort. Das mögen wir Menschen ja, wenn wir wissen, wo es lang geht. Keine Orientierungsängste. Statt dessen Altvertrautes, da weiß man wenigstens, wie man sich zu bewegen hat. Das Tanzbein ordentlich zu schwingen und die Refrain-Hooklines lauthals mitzugrölen ist bei Enriques Liedern ein Leichtes.
Seine Musik ist aber nur eine Seite der Erfolgsmedaille. Was beim Genuss der Audio-CD fehlt, ist sein hilfloser Pudelblick, mit dem er in der weiblichen Bevölkerung Retterinnen-Instinkte weckt. Bei seinem verletzlichen Loser-Image bekommt Frau sofort das unwiderstehliche Bedürfnis, ihn zu befreien. Auch wenn es nix zu befreien gibt, immerhin ist er steinreich, umgibt sich mit den Schönen und Erfolgreichen und scheint auch sonst keine Hilfe nötig zu haben, nützt dieses Image seinem unfassbaren Erfolg (alleine 35 Mio. verkaufter Einheiten des letzten Albums "Escape").
Diesen Retterinstinkt kennen wir Männer ja zu genüge. Warum soll nur das starke Geschlecht in den Genuss dieser ehrenvollen und erhabenen Emotionen kommen? Die Single-Ballade "Addicted" bedient dieses Bedürfnis optimal. Der Lover, der keiner Fliege etwas zu Leide tun kann, landet darin im Knast (wofür nur?). Er weiß natürlich überhaupt nicht wie ihm geschieht, legt den etwas dümmlich (meistens weiß man ja, wofür man in den Bau wandert) wirkenden Treueblick auf und verzehrt sich derweil nach der Frau seiner Träume. Natürlich kommen die beiden am Ende zusammen.
Diese optischen Eindrücke bleiben beim Hören von "7" leider aus. Sei's drum, ich freue mich, dass Herr Iglesias Jr. seinen Stil scheinbar festigt. Den verortet er deutlich im Mainstream-Pop zwischen herzerweichenden Balladen und abgehenden Rocknummern. Wäre ich ein wirklicher Mainstream-Jung, würde ich mich zum Ausspruch "Hier wird Party noch mit großem P geschrieben" hinreißen lassen.
1 Kommentar
"not in love" mit kelis is echt nen brummer
im zuge des best of's, was jetzt rausgekommen is, wieder entdeckt.
mag ich echt