laut.de-Kritik
Nicht ohne Grund nennen sie das "Dance Damage".
Review von Philipp SchiedelNach eigener Aussage können Erase Errata ein Live-Set komplett improvisieren. Selbst nach mehrmaligem Hören kann ich nur sagen: abgekauft. Musikalisch ist hier nichts vorgegeben, vier Mädels klopfen einfach so drauf los wie es ihnen Spaß macht. Und Spaß macht ihnen alles, was verrückt genug klingt, um die meisten Leute nach der Stop-Taste flehen zu lassen.
In San Francisco werkeln sie schon seit 2001 an einem Sound, der sich jenseits der zwei Worte: "völlig irre" kaum fassen lässt. Von verspielter Elektronik über Funk bis zu dreckigem Rock steckt alles drin, was irgendwann in der Geschichte der Musik mal aus dem Rahmen gefallen ist. Man kann Verbindungen zu Bands wie den japanischen Bekloppten von Melt Banana oder auch zu den ähnlich kaputt elektro-rockenden Numbers aus Oakland ziehen. Vergleiche sind aber definitiv eine Fehlanzeige.
Erase Errata haben ihren ganz eigenen disharmonischen Freudentanz, den sie in gerade mal 27 Minuten kontinuierlich zappeln. Nicht ohne Grund bezeichnen sie ihren Sound als "Dance Damage". Die Bässe grooven und haspeln durch echte 1,2,3,4-Kracher, die wie in "Owls" mit einem knochentrockenen Schlagzeug die Luft beben lassen können. Dazu "singen" zwei Mädels hysterisch, abgehackt und scheinbar unkoordiniert durch Songs, die nur flüchtig Melodie durchblicken lassen. So wird Kopfnicken während des ganzen Albums zur Routine.
Die Girls rennen durch dabei Wendungen, die nicht immer nachvollziehbar sein müssen. In "Let's Be Active c/o Club Hott" wechselt ein 1A-Riot-Grrl Klassiker, der alleinstehend ein Hit wäre, plötzlich in eine chorähnliche Passage. So ist es ein Hit im Hit, was nicht unbedingt schlechter ist.
Diese Abwechselung kann dann aber zuweilen doch etwas zu beliebig werden. Trompeterin Jenny Hoyston trötet irgendwas vor sich hin, das sich nicht mal mehr als Improvisation beschreiben lässt. Das ist zielloses infantiles Abspacken. Ohne Regeln macht das vielleicht im Proberaum und auf der Bühne sicher eine Menge Spaß, ob diese Platte aber zuhause über den Exoten-Status hinaus kommt, ist eine andere Frage.
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