laut.de-Kritik
Sie geben einfach nicht auf.
Review von Michael SchuhSie geben einfach nicht auf. Dabei wäre der Zeitpunkt für ein ehrenvolles Abtreten so günstig gewesen: Mit "Loveboat" brachten Erasure vor drei Jahren das Kunststück fertig, zumindest ein wenig neuen Schwung in ihren längst vom Zeitgeist abgehängten Synthie-Schwurbel-Pop reinzudröseln. Doch selbst HipHop-lastige Beats konnten Album-Flop Nummer Vier in Folge nicht verhindern.
Im Gegenteil: Erasures US-Label fragte angesichts der vertonten Liebesdinge sogar recht ungezogen "Who needs love like that?" und untersagte dem Duo erstmals in 15 Jahren eine Album-Veröffentlichung. Mit "Other People's Songs" erscheint nun (auch in Amerika) ein Album voller Coverversionen, das ursprünglich als Soloprojekt Andy Bells angedacht war. Doch auch Light Pop-Magnat Vince Clarke konnte sich der Idee seines Oktaven-Pfaus irgendwann nicht mehr widersetzen und zusammen mit dem alten Produzenten-Spezie Gareth Jones ("Wild") wurde an noch älteren Pop-Heulern gewerkelt, die zum Teil Bells privater Jukebox entstammen. Tja: Willkommen also zur kitschigen Klassiker-Rückschau auf Songs von Buddy Holly, den Righteous und den Walker Brothers, eingespielt von den innovationsmüden Erasure Brothers.
The truth is ja bekanntlich harder than the pain inside: Nie war es einfacher und berechtigter als im Jahre 18 nach "Oh L'Amour", Clarkes stures Festhalten an puristischen Analog-Sounds in Verbindung mit Bells ureigenem Vokalsport furchtbar obsolet zu finden. Rein überflüssig sind dann Interpretationen ohnehin unsäglicher Schunkel-Evergreens wie Peter Gabriels "Solsbury Hill". Überzeugen können Erasure eher mit leise schmachtenden Torchsongs, bei denen Bells divenhafte Crooner-Qualitäten voll zur Geltung kommen ("Goodnight").
"True Love Ways" ist eines der wenigen schönen Beispiele, wie Balladen der 50er auch mit elektronischer Begleitung im Soft Pop-Format funktionieren. An die Version der unerreichten Nancy Sinatra/Lee Hazlewood-Perle "You've Lost That Loving Feelin'" gewöhnt man sich hingegen schwer und "Can't Help Falling In Love" mit durchgehender Bassdrum dürfte auch nicht Elvis' letzter Wille gewesen sein. Dann doch lieber den Korgis-Schwofer "Everybody's Got To Learn Sometime", der in Sachen Kitsch auch die härteste Synthie-Wurst aufjaulen lässt.
Zum Schluss gibts noch den 80s-Smash-Hit "Video Killed The Radio Star". Jener kommt der Buggles-Version umso näher, als anstelle Andy Bells eine Computerstimme die Lyrics näselt. Dies liegt allerdings weniger an Clarkes tiefer Verehrung für Console, sondern beruht schlicht auf der Tatsache, dass Bell den Song nicht singen wollte. Geradezu unglaublich, dass dieser Mann überhaupt Hemmschwellen kennt. Denn man muss die Band einmal ziemlich gemocht haben, um das hier nicht unsagbar peinlich zu finden.
1 Kommentar
schwaches und unnötiges Album. Nur COME UP AND SEE ME ist gut