laut.de-Kritik
"I'm not afraid of dying anymore ..."
Review von Giuliano Benassi"Meine politische Einstellung war, die Leute zum Tanzen zu bringen. Dazu stehe ich noch heute. John Lee Hooker for President" erklärt Eric Burdon in Lied zwölf, "Can't Kill The Boogieman". Hooker ist tot, aber der Blues lebt weiter. Wie auch einer seiner prominentesten weißen Repräsentanten.
"My Secret Life" ist die erste Studioveröffentlichung des ehemaligen Animals- und War-Sängers in diesem Jahrtausend. Praktischerweise erscheint sie zeitgleich mit der deutschen Ausgabe seiner Autobiografie, die den gleichen Titel trägt. Ein wohl gezielter Synergieeffekt, heißt das Buch im Original doch "Don't Let Me Be Misunderstood: A Memoir". Dagegen ist aber nichts einzuwenden, ebenso wie gegen die Musik.
Dass sich Burdon mit 63 nicht noch einmal neu definiert, verwundert nicht. Dennoch verknüpft er mehrere musikalische Richtungen mit seiner nicht mehr ganz sicheren, aber immer noch prägenden Stimme. Enthält "Once Upon A Time" soulige Elemente, klingt "Motorcycle Girl" schon fast karibisch. "Jazzman" hält, was der Titel verspricht, "Black And White World" ist fröhlicher Ska, "Over The Border" bietet Blues-Rock mit Hammond-Orgel im Stil der Rolling Stones. Nicht der einzige Moment, in dem Burdons Kollegen in den Sinn kommen: Immer wieder erinnert seine Stimme an die Mick Jaggers, auch den Titel "Factory Girl" gab es schon im Repertoire von Keith Richards' Combo. Hier handelt es sich jedoch um ein neues Stück, das an den Evergreen "House Of The Rising Sun" angelehnt ist.
"My Secret Life" stellt auch eine Hommage an Burdons Vorbilder dar: Otis Redding und Sam Cooke ("Once Upon A Time"), Chet Baker ("Jazzman"), Muddy Waters ("Devilside"), James Brown ("Broken Records") und eben John Lee Hooker. Die eher melancholischen Texte handeln von Vergangenheit, persönlichen Ereignissen, unglücklicher Liebe, Tod. Den Abschluss bildet ein gelungenes Cover von Leonard Cohens "Secret Life", das es mit der Originalversion durchaus aufnehmen kann.
"I'm not afraid of dying anymore, because it's the only chance I've got to meet my maker, and ... to say hello and hats off to Josephine Baker", singt Burdon mit rauher Stimme in "Black And White World". Auch wenn er tatsächlich keine Angst haben sollte, wird hoffentlich noch etwas Zeit vergehen, bis er die verstorbene schwarze Tänzerin trifft: Im Mai und Juni 2004 möchte er nämlich den deutschsprachigen Raum mit zahlreichen Auftritten beglücken.
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