laut.de-Kritik
Abgefahrene Sounds und satte Rhythmen.
Review von Michael EdeleIch könnte echt nicht behaupten, jemals großer Fan von Instrumentalalben gewesen zu sein. Ganz schlimm wird es für mich meist dann, wenn sich ein Gitarrenfuzzi durch ein komplettes Album gniedelt und höchstens mal Platz für ein noch sinnloseres Keyboardsolo lässt. Jetzt könnt ihr euch in etwa ein Bild machen, mit wie viel Elan ich an diese Scheibe rangegangen bin.
Aber es gibt ja immer wieder erfreuliche Überraschungen, denn der unter dem Namen Errorhead aufspielende Marcus Deml hat sich im Laufe seiner Karriere schon mehr als nur einmal als song- und band-dienlicher Gitarrist bestätigt. Dass er dabei auch vor sehr computerbeeinflussten Spielereien nicht zurück schreckt bewies er beispielsweise '94 bei dem Earth Nation Project von Ralf Hildenbeutel, und auch die Liste der Künstler, mit denen er zusammen gespielt hat, könnte unterschiedlicher nicht sein.
Von Nena über Simon Collins bis hin zu Saga war alles dabei. So sollte es nicht weiter verwundern, dass Error Rhythm eher mit abgefahrenen Sounds, klanglichen Experimenten und satten Rhythmen aufwartet, als mit endlos Soli.
Im Intro "The Way To..." lässt er zunächst ziemlich mystisch orientalische Klänge ertönen, die auch ganz kurz in "Bhakti" übergehen, ehe die CD an Tempo aufnimmt. Als musikalische Untermalung auf einer schwarzen Piste mitten im Hang kommt der Song sicher gut. "Scratching The Surface" würde dann wohl eher mit einer Verkantung der Skier und jeder Menge Schnee fressen enden, denn hier wandelt der Mann gelegentlich auf Tom Morellos Spuren und gibt sich diversen Quietsch-Eskapaden hin.
Zumindest was die Namensgebung der einzelnen Songs angeht, beweist Marcus immer wieder ein sicheres Händchen. Auf "Visit Your Soul" zelebriert er sehr ruhige Klänge, und wenn "Cowgirl" nicht auf dem nächsten Rodeo läuft, dann zieh' ich nie wieder meine Bullenklöten an. Dass er sowohl Funk, Blues als auch etwas Hip Hop im Blut hat, beweist er mit "Message Of Love", und die Trance Sphären durchforstet der Kerl so ganz nebenbei auch immer wieder.
So erstaunlich das für mich selbst auch klingen mag, aber "Error Rhythm" ist ein interessantes, abwechslungsreiches Album, das ich mir sogar am Stück anhören kann, was bei Instrumentalscheiben alles andere als die Regel ist. Man muss kein Gitarrenfuzzi sein, um sich das Teil zuzulegen, aber irgendwie hilft's natürlich schon.
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