laut.de-Kritik
Gefühlvolles und entspanntes Cover-Album.
Review von Nathalie FritzMan kann sich schon die Frage stellen, warum einige Künstler erst nach ihrem Tod zu Ruhm und Ehre gelangen. Eva Cassidy starb vor fast sechs Jahren an Hautkrebs. Im März 2001 steht ihr Album "Songbird" plötzlich an der Spitze der englischen Charts. Ihre amerikanischen Landsleute verhelfen der Platte posthum gar zu Gold. Jetzt veröffentlichen Evas Eltern und Hot Records eine weitere Scheibe, auf der sie bekannte Klassiker covert. Ihre Bombenstimme, das akkustisches Gitarrenspiel und die Kongenialität von Soul- und Jazzelementen machen "Imagine" zu einem musikalischen Meisterstück.
Die Platte beginnt ganz smooth mit dem Paul Anka-Song "It Doesn't Matter Anymore" und startet dann mit einer außergewöhnlichen Version des R'n'B-Hits "Fever" von Little Willie John aus dem Jahre 1956 richtig durch. Ihre Stimme, stark und sanft zugleich, macht den Song zum Höhepunkt des Albums. Der folgende Sandy Denny-Klassiker "Who Knows Where The Time Goes" führt den geneigten Hörer dann hin zum Titelsong "Imagine". Mit John Lennons Weltverbesserungshit liefern Eva Cassidy und ihre Akkustikgitarre einen weiteren Ohrenschmaus ab.
Das eher unbekannte "Still Not Ready" nahm die Verstorbene 1987 mit der Jazzband "Fat Fingers" und dem befreundeten Musiker Christian Izzi auf. "Early Morning Rain", ein Gordon Lightfoot-Folksong, leitet elegant weiter zum Countryklassiker "Tennessee Waltz", den vermutlich eher die älteren Semester kennen. Wer gemütlich an einem Sommerabend die Seele baumeln lassen möchte, sollte dieses Lied unbedingt antesten. Der Stevie Wonder-Song "I Can Only Be Me" und die amerikanische Folkhymne "Danny Boy" runden das gefühlvolle und entspannende Album ab.
Besonders beeindruckt die perfekte Schlichtheit, mit der Eva Cassidy ihre Songs präsentiert. Und wären auf "Imagine" noch ein paar von Evas eigenen Liedern zu hören gewesen, hätte ich garantiert die Höchstnote vergeben. "Ihre Stimme ist phänomenal. Es ist ein Mix aus Aretha Franklin, Roberta Flack und den großen Soulsängerinnen", lobte einst ein Sprecher der Plattenfirma. Dass die meisten ihrer Stücke Cover-Versionen sind, lässt sich insofern verschmerzen. Und manche ihrer Interpretation sollen das Original ja in den Schatten stellen.
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