laut.de-Kritik
Power Metal mit ergreifenden Melodien.
Review von Michael EdeleEs scheint so, als ob die klassischen Power Metal-Bands inzwischen alle gesteigerten Wert auf ein gute Portion Härte legen. Nachdem Rage auf "Speak Of The Dead" trotz orchestraler Unterstützung erstaunlich heftig zur Sache gingen, setzen auch Evergrey vermehrt auf fast schon thrashige Riffs.
Der Opener und Titeltrack legt jedenfalls schon mal deftig los. Toms Gesang ist verzerrt, nur eine leichte Keyboardmelodie im Hintergrund deutet an, dass Evergrey eigentlich für tolle Melodien und große Hooks stehen. Die setzen dann mit dem Chorus ein - die Fans der Band dürfen zunächst aufatmen. Doch was ist das? Der Song ist schon nach knappen drei Minuten vorbei, und so geht es fast allen Stücken auf dem Album. Ist weniger denn wirklich mehr, wie uns Tom glauben machen will?
Bedingt, sind die Tracks doch alle straffer arrangiert und gehen leichter ins Ohr. Fans der ersten Stunde werden das aber mir Bedauern feststellen, waren es doch gerade die langen, zum Teil vertrackten Stücke der Band, die sie so einzigartig machten. Das folgende "Unspeakable" straft mich schon fast wieder Lügen, zeigt es Evergrey doch in alter Stärke, und auch "Lost" ist ein Stück für die Ewigkeit.
So stehen auf der einen Seite eher straighte, harte Nummern wie "Obedience", das sehr moderne "The Curtain Fall" und das teilweise sehr treibende "I Should". Auf der anderen Seite glänzen derweil Sachen wie das düster, geniale "In Remembrance", das ebenfalls sehr heftige, aber doch verspielte und mit fantastischer Gesangslinie glänzende "At Loss For Words" oder das melancholische "Still In The Water".
Für die ganz ruhigen Töne sind das Klavierstück "Till Dagmar" und das abschließende "Closure" zuständig. Zwei wunderschöne Stücke, die mich schon ein paar Mal mit leeren Blick zurückgelassen haben, lange nachdem der letzte Ton verklungen war. In solchen Momenten merkt man immer erst, zu was für ergreifenden Melodien die Schweden in der Lage sind.
"Monday Morning Apocalypse" unterscheidet sich mit Sicherheit recht deutlich von den anderen Veröffentlichungen von Evergrey. Dennoch hört man zu jederzeit, mit wem man es zu tun hat. Dass das Album besser ist als seine Vorgänger, mag man bezweifeln. Schlechter ist es allerdings auf keinen Fall!
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