laut.de-Kritik
Ein Versprechen, das nur teilweise eingelöst wird.
Review von Daniel StraubSeit dem gefeierten Maxi-Debüt "Soopertrack/Zu Fuss" auf James Holdens Border Community-Label anno 2005, verging die Zeit für das Hamburger Duo Extrawelt wie im Flug: Live-Auftritte führten sie in wichtigsten Techno-Clubs rund um den Globus.
Trotz des vollen Terminkalenders haben Extrawelt immer mal wieder ein Lebenszeichen in Form von Maxi-Releases auf Traum Schallplatten und Cocoon Recordings abgegeben. Auf Sven Väths Cocoon-Label erscheint nun mit "Schöne Neue Extrawelt" das Debütalbum der beiden Hamburger.
Zwölf neue Tracks, die in der Vergangenheit alle schon Eingang in ihre Live-Sets gefunden haben. Überraschend ist beim ersten Hören von "Schöne Neue Extrawelt" der überwiegend dunkle Charakter des Albums. Progressiv nach vorne abgehende Peak-Time-Hits im Stil von "Soopertrack/Zu Fuss" sucht man hier vergeblich. Die Zeit als Arne Schaffhausen und Wayan Raabe vor allen Dingen im Goa und Trance-Umfeld zu Hause waren, scheint endgültig Vergangenheit zu sein.
Auf "Schöne Neue Extrawelt" dominieren die nachdenklichen Zwischentöne - vielleicht ja eine Referenz an Aldous Huxleys fortschrittskritischen Roman "Schöne Neue Welt", der bei der Namensgebung des Longplayers Pate gestanden hat. Statt druckvoll stampfender Beats greifen Extrawelt ein ums andere Mal auf vorsichtig zurückhaltende Kompositionen zurück, die sich dem schnellen Konsum auf der Tanzfläche verschließen.
Ein Track wie "Messy Machinery" ist in vielerlei Hinsicht typisch für den Extrawelt-Sound 2008. Über einer einfach gehaltenen Bassline, die mit der Zeit einen hypnotischen Sog aufbaut, entwickelt sich die Effektbank zur eigentlichen Spielwiese für Schaffhausen und Raabe.
Das gibt den Tracks zwar eine gewisse Tiefe, Dennoch kann alles Knistern und Klackern nicht darüber hinwegtäuschen, dass die meisten Stücke etwas blutleer daherkommen. Klar, der mächtige Basssound ist live über jeden Zweifel erhaben. Gerade aber bei der melodiösen Ausstattung der Tracks offenbaren sich die Schwächen.
Hier bieten die beiden Hamburger zu wenig, um richtig überzeugen zu können. Typisch ist auch ein Track wie "Trümmerfeld", den man als DJ zwar gut in einem Set unterbringen kann. Eine richtige Empfehlung für das DJ-Case klingt aber doch anders. Vielleicht hätten Extrawelt sich selbst einen Gefallen getan, wenn sie "Schöne Neue Extrawelt" als Album konzipiert hätten.
Dann wäre Tracks wie "Dark Side Of My Room" vielleicht mehr Platz eingeräumt worden. Dem Hörvergnügen hätte das in jedem Fall gut getan. Die "Schöne Neue Extrawelt" bleibt leider ein nur teilweise eingelöstes Versprechen.
2 Kommentare
Die Review triffts ganz gut - das Album ist kaum zum zu Hause hören geeignet. Nur Darkside of my Room, Must attack und Added Planet ragen heraus, die restlichen Tracks dudeln grösstenteils an einem vorbei. Schade, da hatten die alten Releases mehr zu bieten.
ich stimme der review auch zu, in sets läßt sich nicht viel einbauen, wolkenbruch vielleicht...
aber der titel hält trotzdem was er verspricht: schöne, neue tracks von extrawelt