laut.de-Kritik
Die Masse wartet auf "More Than Words II".
Review von Alexander CordasExtreme gehören zu den Bands, die sich vom übergroßen Schatten des Welthits nie befreien konnten. Trotz guter Releases und dem Bemühen, stets ein wenig anders klingen zu wollen, ging der Dampfer irgendwann den kommerziellen Bach runter. Ob sich das mit "Saudades De Rock" wieder korrigieren lässt, darf getrost bezweifelt werden.
Das liegt ganz sicher nicht am über jeden Zweifel erhabenen musikalischen Könnender Herren. Eher am Mainstream-Geschmack, der immer noch auf ein "More Than Words II" hofft und es auch nach wie vor nicht bekommt.
Die Attitüde, einmal mehr auf Erwartungen zu pfeifen, gießen Extreme in ein teilweise starkes Songwriting, das sich stilistisch lediglich unter der Metaebene Rock subsumieren lässt. Dass man diesen Begriff weit fassen kann, nutzt das Quartett denn auch weidlich aus.
So erklären sie einmal mehr den Funk zum Freund ("Slide"), unternehmen Hochgeschwindigkeits-Ausflüge in countryeske Gefilde ("Take Us Alive") und lassen Led Zeppelin mit zwei unverhohlenen Hommagen ("Sunrise", "Learn To Love") hoch leben.
Positiv, dass diese Bandbreite weder fremd klingt, noch dass sich diese Elemente im Extreme-Kontext seltsam anhören würden. Ein dickes Plus kommt dabei sicher der routinierten Abgeklärtheit zu, die den Kompositionen und den technischen Darbietungen anzuhören ist.
Überhaupt tönt hier vieles wie aus einem Guss. Kaum zu glauben, dass die Band so lange von der Bildfläche verschwunden war. Man höre sich nur die zweistimmigen Gesangspassagen an. Gott sei Dank gibt es sie noch, die Bands, die nicht einfach nur den Leadgesang doppeln.
Selbst die Balladen-Disziplin bewältigen sie ohne ernsthafte Schäden. Dabei machen zwei Tracks eine gute Figur. Zum einen die mit Verzweiflung nur so vollgestopfte Power-Ballade "Lost Hour" und zum anderen das ausufernde, mit kräftiger Pianounterstützung versehene "Peace".
Garys Gesang verbreitet in beiden Fällen eine wahre Gänsehaut-Atmosphäre, akzentuiert von Nunos gefühlvollem Gitarrenspiel. Neben diesen positiven Akzenten vermeiden Extreme ein Abdriften in absolute Cheesyness allerdings nicht.
Das bereits von Nunos Soloausflügen instrumental bekannte "Flower Man" sowie das folgende "King Of The Ladies" bedienen sich sowohl vom Songaufbau als auch von der Melodieführung her übelster Schmonzrock-Klischees.
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