laut.de-Kritik
Ein singender Surfer reitet die Folkpopwelle.
Review von Martin LeuteNeben all den Donavon Frankenreiters und Jack Johnsons spült die Welle nun den Surfer Farryl Purkiss an Land. Der Südafrikaner surft nicht nur, er singt natürlich auch, was der Musik dieser illustren Schar an singenden Wellenreitern seitens der Presse die Bezeichnung Surfpop eingebracht hat.
Das ist insofern irreführend, weil es sich meist um entspannten, akustischen Folk mit Popeinschlag handelt, dem eine Bezeichnung wie Campingfolk sicher besser stünde. Mit dem selbstbetitelten Album macht sich der 27-jährige Singer/Songwriter auf, auch den europäischen Kontinent zu erobern.
Sanftes Fingerpicking eröffnet "Better Days", ehe Bass und Schlagzeug einsetzen und Purkiss mit angenehmer Stimme eine schmeichelnde Melodie mit einnehmendem, von Streichern untermaltem Refrain anstimmt. Das intime "Escalator" basiert ebenso auf dem Spiel der akustischen Gitarre und macht deutlich, dass dieser Mann Songs im Gepäck hat, die höheren Popansprüchen genügen.
Einer verhaltenen Strophe folgt auch in "Ducking And Diving" ein aufstrebender Refrain mit entsprechendem Wiedererkennungswert. Im sehr schönen "Times Like These" propagiert er zur Rhythmusgitarre die Schönheit der Liebe, während eine weitere Gitarre ein wunderbares Muster in die Struktur zupft. Das ruhige "Please Stay" gefällt mit seiner unaufdringlich schwebenden Struktur.
"La-Di-Da" versprüht mit fröhlichen Akkorden und rhythmischem Fingerschnippen Lebensfreude, die "Before I Go" mit zusätzlicher Bassinstrumentierung aufnimmt. Traditionell folkig kommt "Sticks And Stones" mit der Akustischen und Mundharmonikabegleitung daher, das Instrumental "Speechless" wühlt sich mit Fingerpicking und Cellospiel zärtlich ins Hirn. In "Evil Spell" versucht sich Purkiss dann mit dynamischerem Gesang am Folkblues. Ein fantastischer Basslauf gibt anschließend den tollen Melodiebogen in "Black Hole" vor, einem der besten Songs des Albums.
Der Verweis auf musikalische Ähnlichkeiten mit Jack Johnson ist insofern angemessen, als dieser gemeinsam mit Purkiss den Track "Déjà Vu" erarbeitet und natürlich seinen Einfluss geltend gemacht hat, auch wenn Purkiss auf weniger Lässigkeit setzt. Zur gezupften Gitarre und Cello resümiert Purkiss im letzten Stück "Rain" über sein Leben. "Life's been good to me", heißt es da, und das könnte sich durchaus auch auf den möglicherweise anstehenden Erfolg dieser Platte beziehen.
Faryll Purkiss' melodische Songs balancieren geschickt zwischen Sentimentalität und Gelassenheit, Gefälligkeit und Tiefgründigkeit. Die behutsamen Arrangements und die vorsichtige Produktion sorgen dafür, das "Farryl Purkiss" zwar an die Tür des Popmainstream anklopft, aber nie seine Individualität an der Garderobe abgibt.
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