laut.de-Kritik

Wie ein KIKA-Märchen am Sonntagmorgen.

Review von

Erst kürzlich habe ich mich, leider freiwillig, in die Dark Rock-Untiefen von Mono Inc. begeben. Kurz hochmütig geworden, übernehme ich nun also auch noch Faun. Statt Dark Rock gibt's diesmal Pagan Folk – ein Genre, dessen Existenz mir in freier Wildbahn noch nie glaubhaft bezeugt wurde, nicht einmal durch Leute in Leinenhemden mit Horn am Gürtel. Doch siehe da: die Spotify-Zahlen sprechen Bände. Irgendwer hört das wirklich. Und ganz ehrlich: Im Vergleich zu Mono Inc. klingen Faun fast schon nach Kunst.

"Belladonna" startet immerhin selbstbewusst. Eingängige Melodie, langsamer Aufbau, die Mittelalter-Leier noch auf Sparflamme, die Gesangsmaid intoniert sauber. Klingt wie ein Witcher-Soundtrack, mehr aber auch nicht – Hintergrundmusik, während man Kräuter im Inventar sortiert.

"Lament" zieht dann den Dudelsack aus dem Schrank, und man weiß: jetzt wird's ernst. Chelsea Wolfe schaut vorbei, bringt Goth-Credibility, aber auch sie kann das Schicksal nicht wenden und der Song bleibt solide produziert, aber gähnend langweilig. "Blot" stapelt nordische Lyrics, Flöten und Hörner übereinander, bis man meint, die CD käme mit Traumfänger und Trinkhorn im Deluxe-Bundle. Das wirkt wie ein KIKA-Märchen am Sonntagmorgen – Pferde, Feuer, aber alles harmlos gefilmt.

Bei "Zauberin" möchte man nur noch den Kopf im Sand vergraben. Hier begreift man, was frühere Rezensenten mit Schlageranleihen meinten. Der Text, laut Presseinfo "sorgfältig recherchiert, um den Hörer mit Authentizität und Tiefgang zu fesseln", ruft eher Sabaton-Fans auf den Plan. Stichworte wie "Zauberin" und "Kelch" sollten aber selbst diese Bande abschrecken.

"Lady Isobel" rollt den Wahnsinn von vorne auf: halb Kinderlied, halb mittelalterliche Foltermethode. "Black Eyed Dog" plätschert dahin wie eine Arte Doku-Untermalung. Danach folgen Flöten in "Vals", Seefahrer-Mucke in "Ylfa Spere" und jede Menge Musik, als sei man an den Pranger eines Mittelaltermarkts gefesselt worden, während nebenan der Metstand dichtmacht.

Das alles ist nicht einmal unfähig. Faun sind Profis. Die Band hat sich längst ein Publikum erspielt. "Hex" ist solide arrangiert, musikalisch makellos. Das Album ist kein Totalausfall, aber auch kein Zauber. Für eingefleischte Pagan-Fans, wo auch immer die herkommen, sicher ein weiteres Stück Heimat, für alle anderen eine Mischung aus Fahrstuhlmusik und Fantasy-Soundtrack, der viel will und wenig wagt. Also ähnlich wie bei Mono Inc.: Für Leute, die gern Kerzen ziehen. Alle anderen: schnell weiterziehen.

Trackliste

  1. 1. Belladonna
  2. 2. Lament
  3. 3. Nimue
  4. 4. Blot
  5. 5. Zauberin
  6. 6. Lady Isobel
  7. 7. Black Eyed Dog
  8. 8. Vals
  9. 9. Ylfa Spere
  10. 10. Hare Spell
  11. 11. Umay
  12. 12. Alfar

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