laut.de-Kritik
Folkige Klänge mit überraschenden Rhythmen.
Review von Giuliano BenassiWas macht ein Mann, der in eine Frau verliebt ist, die auf der anderen Seite des Meeres lebt? Er spart so viel Geld wie möglich und steigt, so oft er nur kann, in den Flieger. Nicht so Findlay Brown. Es mag die Nähe zu Schottland sein – er stammt aus dem nordenglischen Yorkshire, - doch nach dem Abgang seiner Süßen beginnt er lediglich, Lieder zu schreiben, sie auf CD zu brennen und mit getrockneten Blumen auf die andere Seite der Nordsee nach Dänemark zu schicken.
Immerhin entsteht auf diese Art seine erste CD, dessen Titel seine Lebenslage deutlich macht. Beim Opener "I Will (Ghost Ship)" ertönt ein Schiffshorn, das in eine gezupfte Akustikgitarre übergeht. Browns hohe, ruhige Stimme erzählt von einer fantastischen Reise zu seiner Geliebten und singt im Chor mit sich selbst.
Was Brown vorträgt, ist nicht klassisches und schon etliche Male gehörtes Singer/Songwriter-Material. "But You Love Me" überrascht mit einem schnellen, einpeitschenden Rhythmus, der durch Trommeln, Bass, Hände klatschen und elektronische Geräusche entsteht. Einfache Mittel, die auch im weiteren Verlauf für eine melancholische, aber nicht traurige Stimmung sorgen.
So erinnert der Titeltrack an Nick Drake in seiner letzten Phase, während "Come Home" aus der Feder Neil Halsteads stammen könnte. Mit einer Slide-Gitarre im Hintergrund lieferte es in Großbritannien den Soundtrack zu einem Werbespot von Mastercard.
In "Don't You Know I Love You" zeigt Brown seine Vorliebe für psychedelische Musik aus den 60er und 70er Jahren, indem er das Stück erst nach sieben Minuten mit einer Beatlesesken Coda beendet. Das abschließende "Twin Green Pram" handelt ausnahmsweise nicht von seiner entflohenen Freundin, sondern von seiner Zwillingsschwester, die bei der Geburt starb. Ein leerer Platz im grünen Kinderwagen, eben.
Brown ist mit der Hilfe von Simians Songschreiber Simon Lord ein kleines Meisterwerk gelungen: Ein Album zu schaffen, das in Begleitung einer Akustikgitarre von persönlichen Dingen handelt, ohne dem Abgedroschenen zu verfallen. Bis auf die gelegentlichen Streicher haben die zwei alle Instrumente selbst aufgenommen – und davon gibt es einige, auch wenn sie sich eher im Hintergrund zu hören sind.
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