laut.de-Kritik
Oft weht einem hier ein ziemlich kalter Wind um die Nase.
Review von Stefan FriedrichWas den sonst so geschmackssicher agierenden Spiegel dazu bewogen hat, Finger Elevens gleichnamiges Album als eine der 'Platten der Woche' zu titulieren, bleibt sein Geheimnis. Denn auch wenn sich die Kanadier ordentlich bemühen, ihre Mischung aus Alternative Rock und gelegentlichen NuMetal-Anleihen bricht doch nur in seltenen Momenten aus dem Einheitsbrei nordamerikanischer Gitarrenbands aus.
Finger Eleven kommen aus der Nähe von Toronto und sind in Nordamerika beim christlichen Label Wind-Up-Records unter Vertrag, welches uns schon Highlights wie Evanescence und Creed beschert hat. Im Gegensatz zu diesen beiden sind Finger Eleven allerdings noch unbekannt und ihr gleichnamiges Album wird an diesem Umstand vermutlich nicht viel verändern. Auch wenn das Album anfangs ordentlich rockt.
Ganz zu Beginn erwartet den Hörer jedoch zunächst ein fieser Tiefschlag: "Other Light". Der Opener klingt extrem nach Papa Roach & Co., obwohl Finger Eleven nach eigenen Angaben eben gerade nicht in diese Ecke gestellt werden wollen. "Complicated Questions" wirkt da schon wesentlich eigenständiger und hat Ohrwurmpotential, ebenso wie das sich anschließende "Stay In Shadow". "Good Times", die erste Single, ist auch noch klar auf der Haben-Seite einzuordnen, selbst wenn der Song doch stellenweise ziemlich nach Disturbed klingt, deren Johnny K das Album auch produziert hat.
Ab "Absent Elements" verliert die Platte dann jedoch einiges an Dichte und Potenzial. Taucht mit "Thousand Mile Wish" noch einmal ein wärmender, akustischer Song auf, so weht einem ab "The Last Scene Of Struggling" ein ziemlich kalter Wind um die Nase. Klingt "Finger Eleven" in der ersten Halbzeit noch natürlich, so wirkt hier plötzlich vieles gezwungen und "produziert", im negativen Sinne des Wortes. Spätestens bei "Panic Attack" sollte die Band von selbiger ergriffen werden. Wo ist bitte der Druck und das Talent der ersten Songs hin verschwunden? Erst "Obvious Heart" führt noch einmal halbwegs zurück auf die Gewinnerstraße. Der Hörer bleibt jedoch mit einem zwiespältigen Gefühl zurück.
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