laut.de-Kritik
Mindestens so weit draußen wie die Alben der Exzentriker.
Review von Christoph Dorner2008 kommt alles auf den Tisch. Guns N' Roses veröffentlichen nach 15 Jahren endlich "Chinese Democracy", und auch die Flaming Lips haben mit "Christmas On Mars" ihr seit immerhin sieben Jahren angekündigtes Spielfilmprojekt endlich fertiggestellt. Spötter hatten beide "Meisterwerke" nicht mehr für möglich gehalten.
Wer nun allerdings noch so ein ideenarmes Millionengrab erwartet, kennt die Weirdo-Band aus Oklahoma schlecht. Vollauf exzentrischer Kinderquatsch im Stile der bunten Liveshows der Flaming Lips ist es allerdings auch nicht geworden.
Vielmehr ist "Christmas On Mars" ein langsam erzähltes, düsteres und trotz seines Schwarz-Weiß-Looks natürlich groteskes SciFi-B-Movie mit Anleihen von Kubricks "2001: Odyssee im Weltraum" bis Soderberghs "Solaris". Mit Gaffatape geschnürter DIY-Charme, Laien-Darsteller neben Hollywood-B-Prominenz und derbe Dialoge lassen außerdem durchaus auf Kultpotenzial schließen.
Major Syrtis, von Lips-Songschreiber Steven Drozd wunderbar kraftlos gespielt, macht sich Sorgen um seine demoralisierte Spacecrew, die in ihrer ramponierten Raumstation auf dem Mars dem Ende entgegenvegetiert. Die Sauerstoffversorgung funktioniert nicht mehr, den von surrealen Visionen geplagten Astronauten brennen reihum die Sicherungen durch.
Syrtis letzte Hoffnung besteht darin, ein lebensbejahendes Weihnachtsfest zu organisieren, um die Truppe wieder aufzurichten. Schließlich befinden sich mit der jungfräulichen Mutter Solis Chryse und ihrem Baby Ophir ein letzter Hoffnungsschimmer für die Menschheit an Bord. Als aber der als Weihnachtsmann vorgesehene Ed Fifteen Selbstmord begeht, wird ein neuer Darsteller benötigt.
Ihn soll nach Syrtis Meinung ausgerechnet der just erschienene Marsianer spielen, der von Sänger Wayne Coyne lässig verkörpert wird: "You need a fucking Santa? I'll give you a fuckin' Santa. Take this green piece of shit and ask him to be your Santa."
Eine wasserdichte Story ergibt sich aus diesem Plot-Fragment jedoch genauso wenig wie ein schlüssiges Finale. Stattdessen muss man sich eine gebündelte Verfilmung der verqueren musikalischen Ideen der Band seit ihrem 2002er-Album "Yoshimi vs. The Pink Robots" vorstellen. Welchen Sinn macht es sonst, eine Marschkapelle mit Vaginaköpfen in dem Film unterzubringen?
Dem Film liegt zudem ein von der Band komponierter Ambient-CD-Soundtrack bei, der sich am Pomp klassischer SciFi-Untermalung orientiert, losgelöst von dem Film jedoch kaum einen Mehrwert bietet. Für Fans der Flaming Lips und Cineasten mit abseitigem Geschmack ist "Christmas on Mars" natürlich trotzdem ein absolutes Muss. Alle anderen greifen vielleicht doch eher zu "Chinese Democracy", denn: Lieber langweilen als gar nichts verstehen.
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