laut.de-Kritik
Business-Move: längster Schwanz.
Review von Dani Fromm"Hab' ich mal nix zu tun, bring' ich ein Mixtape raus." An sich eine löbliche Einstellung, die Fler und Konsorten da pflegen. Eine lukrative obendrein. Es müssen ja auch nicht immer Perlen sein, die man vor die Säue wirft. Die Fanschar lässt sich offenbar auch mit dem billigsten Nepp das Geld aus der Tasche ziehen. Anders lässt sich ein zehnter Rang in den Compilation-Charts für das zweite "Maskulin Mixtape" wirklich nicht erklären.
"So viele Hits sind drauf." Ob er damit die lauwarmen Neuaufgüsse von Tracks meint, die auf "Südberlin Maskulin 2" bereits nicht vom Hocker rissen? "Nice" oder "Nenn Es Wie Du Willst" gewinnen jedenfalls nicht unbedingt dadurch, dass man sie von schlechteren Rappern - ja, die gibts! - interpretieren lässt.
"Louis, Gucci, Dolce, Prada": Zappeln am Gängelband überteuerter Designer betreibt man in ach so maskulinen Kreisen dieser Tage wohl als Frühsport. Ich hatte es fast vergessen: "Kuck, mein Shirt. Kuck, die Schuhe. Kuck, mein Outfit." Maskulin?? Demnächst geht es in Männerrunden vermutlich um Frisuren, Hautpflegeprodukte und Pediküre.
"Halb Berlin will den Slang, und ganz Deutschland den Style." Danke, nein. Bitte nicht! Um Maskulin allen Ernstes für das "Label Nummer eins und unbesiegt" zu halten, muss man schon ganz ordentlich "dursch die Schanellbrille" schielen. "Wo sind die Hände?" In meiner Welt: unten am Arm dran.
"Ich habs für euch gemacht." Das darf man gediegen anzweifeln: Fler operiert offenkundig für niemanden anderen als allein für sich selbst. Ganz "Nutte wie sein Business", benutzt er sein Maskulin-Label als Gelddruck-Maschine. Die Klientel kauft dessen Output offensichtlich ohne jede Rücksicht auf den Inhalt.
Wie auch schon bei der ersten Ausgabe (die auf einer zweiten CD sicherheitshalber gleich noch mal beiliegt), mixt und cuttet DJ Gan-G die Tracks zusammen. In Shout-Outs rühmen Kool Savas, Alpa Gun oder Kay One seine Qualitäten. Solides Handwerk täuscht aber nicht über die dürftige Qualität des Materials hinweg, mit dem er zu kämpfen hat. Das Flehen - "So keep all that wackness out my ear!" - bleibt ungehört.
G-Hot und Nicone bestreiten den Großteil der Raps. Angesichts ihrer völlig unspektakulären, gründlich von Ideen und Raffinesse befreiten Darbietung fragt man sich nicht mehr, warum sie hinter einem ohnehin schon mittelprächtigen Techniker wie Fler in der zweiten Reihe stehen.
Irgendwie süß, wenn sich diejenigen, die an Flers Rockzipfel hängen, über Flers Arschkriecher zu erheben versuchen und beim pflichteifrigen Diss, wenn er gerade einmal nicht in Richtung Farid Bang abzielt, gewaltsam Kollegah auf "Komika" reimen - und auf "Wohnzimma", quer durch selbiges sie vorher noch dessen "Mutta" gefickt zu haben behaupten. Manch einer steht eben auf ältere Damen, ist ja keine Schande.
Ganz übel wird es, wenn gesungene Hooklines ins Spiel kommen. In "Ein Leben" verkitscht Julian King die unausgegorene Allerweltsgrütze aus den Ghetto-Hit-Baukasten bis zur Unhörbarkeit. "Ich seh' die Bullen, wenn sie kommen, durch meine Jalousien." Weswegen sollten die ausrücken? Akustische Umweltverschmutzung steht bisher leider nicht unter Strafe.
Nicht schlimm genug? Der Rammbock, um dem Fass den Boden auszuschlagen, steht bereits in Position: "Sag mir: Wie heißt mein Label?" "Maaaaaaaaskuuuuuuuuuuuuuuhliiiiiiiiieeeehn", johlt dumpf zurück, was angeblich "Jeder Weiss". "Kuck, wir überneeeeeeeehmeeeeeeeen jeeeeeeeee-heeeeetzt!" Gut möglich, dass das sogar funktioniert: Die Konkurrenz befindet sich angesichts dieses jodelnden Totalausfalls vermutlich zur Hälfte in Schockstarre, während sich der Rest lachend auf dem Boden wälzt.
In "Flaschen Auf" ramponiert eine ähnlich grausige Hook den sonst mächtig flirrenden Beat, im Remix von "Bleib Wach" erledigt diesen Job ein beherzter Griff in die AutoTune-Kloschüssel. Das also versteht man in Südberlin unter "Maskulin, Baby!". "Business-Move: längster Schwanz". Aha.
Fler und Silla jedenfalls wirken in dieser Konstellation, auch, wenn sie nichts zu berichten haben, wie die lyrischen Überflieger. "Wie ist mein Name? Wie-wie ist mein Name?" Wer sich bis zu "Fler #1" durchgehangelt hat, kauft ihm den "Flow so wie bei Savas" zwar hoffentlich immer noch nicht ab, wähnt sich nach dem bisher Gebotenen aber beinahe mit einem talentierten Rapper konfrontiert.
Insofern hat Fler alles richtig gemacht. Sein perfider Plan ist aufgegangen: Unter Blinden wirkt der Einäugige königlich, die Kasse kommt aus dem Klingeln nicht heraus. Da lacht es sich doch bestens, auf dem Weg zur Bank.
71 Kommentare
war whack, ist whack, bleibt whack.
Jetzt kommt er bestimmt wirklich vorbei.
ich mag fler's musik nicht
Word Sodi. Einfach krass, was für einen Dünnschiss dieser Trottel faselt. Wie er immer VON DER STREET erzählt. Dabei ist er ein Zwerg vom Bauernhof, der von seinem Ticker auch mit 40 noch bei jedem Deal übern Tisch gezogen wird, aber freudestrahlend davonläuft, weil er denkt 1,7 wäre gut für 25. OPFER einfach, mehr gibts da nicht zu sagen.
Gut, daß sie die beiden Lappen links auf dem Cover inzwischen rausgeschmissen haben. Jetzt müssen Silla und G-Hot nur noch Fler entsorgen, dann wäre Maskulin ein gutes Label.
Neuer Fler-Track "Chrome" (mit Masta Ace Sample) ist gar nicht mal so übel, irgendwie fresh. Zu hören auf mixeryrawdeluxe beim guten Falk. Ne, beim besten Falk der Welt.