laut.de-Kritik
Feel-Good-Songs von einer der besten Live-Bands Österreichs.
Review von Eberhard DoblerManchmal kriegt dich eine Band aus dem Off, mit nur einem Song. Warum, lässt sich nur bedingt erklären: "Wir Heben Heid O" ist so eine Nummer. Der abgehangene Feel-Good-Rock pusht mit unzweifelhafter Refrain-Hook und der coolen Stimme von Sänger Paul Slaviczek. Was man hinzufügen sollte: österreichischer Dialekt und Harmonika-Passagen inklusive. Mal weiterhören.
Angesichts der zarten Percussions in den Strophen des Openers "Kummama" kommt kurioserweise "Sympathy For The Devil" in den Sinn, der Gedanke verfliegt aber natürlich genauso schnell wieder. Wobei: Die Assoziation hat durchaus ihre Berechtigung. Denn auf der instrumentalen Ebene haben Folkshilfe unterm Strich mehr mit Pop und Rock gemein als mit (alpenländischer) Volksmusik. Angesichts der besagten unüberhörbaren Begleitumstände - Vocals und Quetschen-Harmonien - rückt dies in der Wahrnehmung aber trotzdem in den Hintergrund.
Folkshilfe operieren seit ihrem ersten, 2015 erschienenen Album zwischen alternativem Pop und Alpenrock und klingen dabei so kunterbunt, wie es der per definitionem stilistisch offene Ansatz vermuten lässt. Funk, Polka oder Dance - vieles lässt sich integrieren. So kommt auf der neuen Platte bei "Schena Mensch" und "Alles In Mir" beispielsweise Folk-Feeling auf.
"Mama", das mit mehrstimmigen Vocals zwar als Volksmusik pur beginnt, verbindet Akustikgitarre mit Quetsche und später Four to the Floor-Bassdrum. Einen Track wie "Najo Eh", in Koop mit dem steierischen Musik-Comedien Paul Pizzera, bezeichnet man dann wohl als Partynummer mit gesellschaftskritischem Unterton. "Hau Di Her" und "Wana" funktionieren dagegen in Dub/Reggae-Logik. Dabei kommt dem Bass bei Folkshilfe eine besondere Rolle zu. Der, so liest man, entsteht in seiner nach Elektro klingenden Variante aus der Fusion von Harmonika und Synthesizer. "So Laung" beschließt die Platte sommerlich und leicht melancholisch - fast so, als hätten Sugar Ray einst einen Ausflug in die Alpen unternommen.
Unter den geschilderten Prämissen lassen sich getrost auch die drei vorherigen Alben der Oberösterreicher anhören. Im Vergleich zum Debüt "Mit F" hinterlässt die vorliegende Scheibe allerdings einen etwas konservativeren Eindruck. Folkshilfe sind sehr gute Musiker, die alles mitbringen, was es für eine Bandkarriere braucht, perfekt arrangierte Songs, Hooks, unpeinliche Texte, gewitzte Rhythmuspatterns und auch mal ein Gitarrensolo.
Dass sie als "eine der besten Live-Bands Österreichs" gelten, wie es in der Promo heißt, glaubt man da gerne, denn Folkshilfe machen Musik für die unbeschwerten Stunden. Aus einem Feel-Good-Song wird so ein Feel-Good-Album. Es wundert jedenfalls kaum, dass die Band jahrelang bei Blankomusik (u.a. Hubert Von Goisern) unter Vertrag stand. Wer Dialekt und Quetschkommode abhaben kann, dem steht ein abwechslungsreiches Album bevor. Das Einzige was man sich gewünscht hätte, wären ein, zwei Rockkracher à la "Wir Heben Heid O" mehr.
1 Kommentar
Hab sie letztes Jahr in Linz gesehn, live reißen die schon ordentlich ab. Da waren Seiler & Speer im Anschluss echt ein Downgrade