laut.de-Kritik

Alle Regler hochgezogen, damit es ordentlich kracht.

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Es kommt mir vor, als wäre es schon Jahrhunderte her, dass ich die Ami-Rocker Fozzy live auf dem Bang Your Head!!! Festival gesehen habe. Es muss wohl in den Anfangstagen dieser Band gewesen sein. Immerhin erinnere ich mich an den sehr agilen Sänger Chris Jericho, der die typisch amerikanisch breitbeinige Pose bestens drauf hatte, dabei aber recht sympathisch rüber kam. Am besten war, wie er einen Football von der Bühne quasi meilenweit ins Publikum kickte. Ein sportliches Kerlchen!

Trotzdem dachte ich nach diesem Auftritt, dass diese Band eher eine vorübergehende Zeiterscheinung sein dürfte. Das stellte sich als Irrtum heraus. Das mittlerweile siebte Album "Judas" ist ein eindrücklicher Beleg dafür. Wenn man die teils recht überschwänglichen Rezensionen der Scheibe im Netz nachliest, stellt diese anscheinend ein unübertreffliches Meisterwerk dar, die beste Platte von Fozzy überhaupt.

Ich mag diese Einschätzung nicht so recht nachvollziehen. Denn ich kann hier nur ordentlichen, rifflastigen, mit melodischen Refrains versehenen Nu Metal erkennen, wie man ihn schon oft gehört hat. Klar sind Stücke wie "Judas" mit seiner Laut-Leise-Dynamik, das groovende "Burn Me Out" oder der Heavy Metal-Rap "Three Days In Jail" nicht von schlechten Eltern. Überraschende Drehungen und Wendungen, einen speziellen Kick kann ich nirgends feststellen, vielleicht abgesehen von ein paar eingestreuten elektronischen Einsprengseln und gelegentlichen zurückgenommenen Passagen.

Dazu kommt, dass man die Platte mal wieder absichtlich auf laut getrimmt hat. Alle Regler hochgezogen, damit es ja immer ordentlich kracht. Die jüngeren Metal-Generationen wissen das offenbar zu schätzen, bei mir als etwas älterem Semester stellt sich dabei nach ein paar Stücken immer eine Art Abnutzungs- oder Übersättigungs-Effekt ein.

Trotzdem kann man "Judas" relativ unfallfrei hören. Beim Band-Namen allerdings muss ich jedes Mal sofort an den tragisch komischen Fozzie Bär aus der Muppet Show denken. Der gefällt mir einfach besser. Er hat mehr Charme. Wie auch immer, 'Applaus, Applaus' für ein annehmbares Krachwerk, das die Fan-Gemeinde sicher zufrieden stellen wird.

Trackliste

  1. 1. Judas
  2. 2. Drinkin With Jesus
  3. 3. Painless
  4. 4. Weight Of my World
  5. 5. Wordsworth Way
  6. 6. Burn Me Out
  7. 7. Three Days In Jail
  8. 8. Elevator
  9. 9. Running With The Bulls
  10. 10. Capsized
  11. 11. Wolves At Bay

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