laut.de-Kritik
27 große Songs aus dem ungeschminkten Herzen Amerikas.
Review von Dominik KrausDer gute Frank Black scheint es einfach nicht ohne ständiges Touren, Songschreiben und Studioarbeit auszuhalten. Knapp ein Jahr nach der Pixies-Reunion und dem formidablen "Honeycomb"-Album gibt sich der konsequent rundlicher werdende Meister mit einer 27 Songs starken Doppel-CD die Ehre. "Fast Man Raider Man" heißt das gute Stück und knüpft nahtlos an den Vorgänger an. Zum Teil sind die Stücke auch im Rahmen der "Honeycomb" zugrunde liegenden Sessions entstanden.
Den glorreichen Auftakt bildet das exzellente "If Your Poison Gets You", das zunächst munter vor sich hin swingt, um dann in einen dieser supercatchy Refrains zu münden, wie sie auch Frank Black nicht dutzendweise aus dem Ärmel schüttelt. Oder vielleicht doch? "Fast Man", "You Can't Crucify Yourself", "Seven Days" - die erste Hälfte der ersten CD strotzt geradezu vor ganz großen, vollkommen relaxten Songs, die vom Leben, der Liebe, dem Verfall und dem Tod erzählen. Eigentlich steht Black das ihm schon mehrfach zugedachte Label "Southern Soul" ziemlich gut. Soul jedenfalls steckt hier zur Genüge drin.
Im weiteren Verlauf von CD 1 lässt es Black Francis dann musikalisch etwas weniger spektakulär angehen. Doch immer wieder blitzt auch hier sein wunderbar lakonischer Humor und sein Songwriting-Genie auf. Flottere Rock-Stücke wechseln sich mit coutryesken Nummern und Singer-Songwriter-Songs ab, Slide Guitars, E-Piani und New Orleans-Bläser werden mit wissender Selbstverständlichkeit dort gesetzt, wo sie sein sollen. Doch egal, in welchem Style er seine Geschichten inszeniert - es ist immer ganz und gar typisch Frank Black. Beeindruckend. Und auf sehr angenehme Weise "amerikanisch". Oder eben: Southern Soul.
"In The Time Of My Ruin" eröffnet dann standesgemäß CD 2 und lässt ahnen, dass es auch hier auf höchstem Niveau weitergeht. Als die überzeugendsten Nummern sind "Highway To Lowdown", "Elijah" und das leicht an die Dire Straits erinnernde "Where The Wind Is Going" zu nennen. Wie man den Titeln schon ansehen kann, geht es inhaltlich auch auf der zweiten Hälfte vorwiegend um diejenigen Menschen, die die weniger funkelnde Seite Amerikas zu spüren bekommen und sich mehr schlecht als recht durchs Leben schlagen müssen. Geschichten von Alkohol, Speed, Hoffnung und Verzweiflung, die dennoch stets wiederkehrende Leichtigkeit des Seins. Das ist das Leben im ungeschminkten Herzens Amerikas, das die Fast Men und Raider Men von Black erleben dürfen und ertragen müssen.
Mit "Fast Man Raider Man" ist Frank Black wieder einmal eine vortreffliche Platte geglückt. Und selbst wenn nicht jeder einzelne Track der beste auf der Welt ist, so ist doch das Durchhören der gesamten Scheibe ein Genuss und macht einfach viel Spaß. Dazwischen gibt es mindestens zwei Hand voll großartige Songs, die Black als einen der ganz großen Geschichtenerzähler und Songwriter der Jetztzeit zeigen. Einzig auf die etwas einfältige Coverversion des schon allzu oft ertragenen "Dirty Old Town" hätte er durchaus verzichten dürfen. Doch so hat der gestrenge Kritiker wenigstens ein Härchen in der ansonsten kugelrunden Supersuppe gefunden.
Mr. Black, Fare Thee Well - und hoffentlich geht das noch ein paar Jährchen so weiter.
2 Kommentare, davon einer auf Unterseiten
Grossartiges Album. Nach langer Zeit wieder mal aufgelegt. Grandios!