laut.de-Kritik

Mehr gebrochene Herzen, weniger Alkohol.

Review von

Ein waschechter Saufsong fehlt auf Album Nummer vier. Genervt vom Image der ewigen Trunkenbolde? "Nein, nein", versichert Sänger Daniel Johansson zumindest 2009 im Interview. "Ich denke, das ist unsere eigene Schuld." Doch es fühle sich "sehr eindimensional an", wenn immer die gleichen Fragen zu gebrochenen Herzen und Alkohol gestellt würden.

Nun also: mehr gebrochene Herzen, weniger Alkohol. Sozusagen sas Gegenteil von Astra-Rotlicht - dem Bier aus Hamburg, der Stadt, die der Band so gut gefiel, dass sie die Single des Vorgängeralbums nach einer ihrer Straßen benannte: "Wohlwill".

Mit Bläsern, aber ziemlich gemächlich kündigten die Schweden damals die Platte an. Die Brass-Section ist geblieben - auf dem Opener "Larionov". Doch sie präsentiert sich um einiges schmissiger. Dazu kommen schrammelnde Gitarren, die ein bisschen an die Smiths erinnern, und ein dezent gesetztes Glockenspiel: gelungener Einstieg.

Warum die Band immer noch so oft besoffen klingt? Liegt wahrscheinlich an den Chören, die immer etwas schief wirken. So, als seien sie in betrunkener Feierlaune eingesungen worden, in dieser Mischung aus Euphorie und Melancholie. "Come On" klingt zumindest so.

"You Meant Nothing" könnte auch im Abspann der Lindenstraße laufen oder im allsonntäglichen Heimatfilm. Vieles auf "The Beginning Of The Beginning Of The End" ist tanzbar. Songs wie "Useless", zu Beginn sparsam mit Gitarre und Klavier instrumentiert, bilden eher die Ausnahme. Das tolle "To Be Alone" knüpft an die schönsten Balladen der Band an und erzählt eine traurige Geschichte, die ein bisschen an "Monday" erinnert.

Und da ist man dann auch schon beim Problem des neuen Friska Viljor-Albums angelangt: Klingt alles gut, hat man aber auch alles schon mal gehört. Von der Band selbst, auf ihren letzten drei Alben. Die Polka-Rythmen ("My Thing"), das Fisher-Price-Keyboard ("Malou"), die Texte - alles schon gewesen. Auch "Did You Really Think You Could Change?" meint man schon mal gehört zu haben, allerdings eher bei Amy MacDonald.

Vielleicht fehlen die Überhits, vielleicht findet man sie auch nicht, eben weil einem vieles so bekannt vorkommt. Freilich lässt sich einwenden, dass die Band sehr früh ihren eigenen Stil gefunden hat, und dank der charakteristischen Stimmen der beiden Sänger eben unverkennbar nach Friska Viljor klingt – egal, welche Musik sie spielt. Auch die Instrumente bleiben die gleichen: Mandoline, Akkordeon, Glockenspiel. Lediglich auf die elektronischen Elementen wurde verzichtet.

Ohne den zum Markenzeichen gewordenen "Uh Uh"- (oder, wahlweise: "Ah Ah"-)Chor kommt aber kaum ein Song aus. Das nervt dann auf Dauer. Bei aller Kritik sind Joakim Sveningsson und Daniel Johansson viele schöne Stücke Songs gelungen, ein glückliches Händchen für schmeichelhafte Melodien und Eingängigkeit haben sie allemal. Ein gut eingespieltes Team eben – das Tandem, das die Rückseite der CD ziert, steht genau dafür.

Trackliste

  1. 1. Larionov
  2. 2. Come On
  3. 3. You Meant Nothing
  4. 4. My Thing
  5. 5. What You Gonna Do?
  6. 6. Useless
  7. 7. Passionseeker
  8. 8. Malou
  9. 9. Did You Really Think You Could Change?
  10. 10. To Be Alone
  11. 11. People And So On

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