laut.de-Kritik
Ambient-Noise kurz vor dem Crash.
Review von Matthias MantheLust auf Horrortrip? Dann die Äuglein zu, sich in Outer-Space-Filmszenarien wie "Event Horizon" oder "Sunshine" hineingedacht, das Radio auf Frequenzen aus dem Jenseits des Hubble-Teleskops eingestellt. Oder einfacher: Fuck Buttons einlegen.
Die beiden Bristoler bieten Ambient-Noise wie aus einer anderen Zeit und Welt - oder, um mal mit der Bibel zu sprechen, aus dem sagenumwobenen Höllenreich itself. Wir bekommen verzerrteste Gitarrentexturen, lawinengleiche Rückkopplungsorgien, Tribal-Rhythmen, ersticktes Wehgeschrei von irgendwo hinter dem White-Noise-Schleier.
Wir bekommen auch: ganz viel Gänsehaut. Wir denken an Avantgarde-Krachmacher Justin K. Broadrick (insbesondere sein Dark-Ambient-Projekt Final), und die isländischen Lärmcore-Spezies Mínus so um 2001 rum.
Andrew Hung und Benjamin John Power bezeichnen sich selbst als Quasi-Nihilisten. Sie streben, sagen sie, nach Transzendenz zwischen Hörer und Universum. Ihre Freakouts heißen "Sweet Love For Planet Earth" und "Okay, Let's Talk About Magic". Man darf das gerne Esoquatsch nennen - sich der Sogkraft der Soundwand zu entziehen, dürfte schon deutlich schwieriger werden.
In Zusammenarbeit mit Mogwais John Cummings (Aufnahme) und Shellacs Bob Weston (Mastering) haben die zwei kunstvolle Tsunami-Dronescapes gebastelt, markdurchdringend und betäubend. Die durch Fisher-Price-Recorder geächzten Sprachsamples wirken wie Cockpit-Tower-Kommunikation kurz vor dem Crash.
Gleichzeitig hat es etwas geradezu Friedfertiges, wenn "Bright Tomorrow" den Rausch zwischendurch abklingen lässt. Sieh an, folgsame Technobeats gehören also auch ins Nähkästchen! Und wenn die Buttons in der Coda unschuldige Synthie-Flächen neben Affenkreischen setzen, dürfen wir uns gar in augenzwinkernder Euphorie suhlen. They call it "Rainbow Rock".
14 Kommentare
schön das dass hier greviewt wird, großartiges album
Aber hallo, wusste gar nicht, dass du auch...
Aber trotzdem schön. Sehr schön.
Aaach Scheiße, jetzt wo ich es gelesen habe, muss ich wieder Sweet Love... hören, SUCHT!
Finde auch ich großartig
+
Zitat (« Irgendwie hat mich dieses Jahr noch nichts so richtig mitgerissen. »):
vollste Zustimmung, albentechnisch ging bisher wenig bis nada.
im "drone" bereich wohl das beste was ich überhaupt gehört hab.
schon jetzt ganz oben bei den jahrescharts
hat jemand schon den Sweet Love For Planet Earth - Andrew Weatherall Remix gehört?
Andrew Weatherall hat sich dann auf der B Seite an Sweet Love For Planet Earth versucht. Keine leichte Sache für den Briten, der ja eigentlich eher für "Proghouse" zuständig ist. Und natürlich hört man hier auch diese Einflüsse raus aber dennoch schaft es Weatherhall fast schon einen epischen Remix hinzulegen, der von seiner Stimmung vielleicht noch mit Star Guitar von den Chemical Brothers zu vergleichen ist.
Wirkliche größe erreicht der Track allerdings bei seinem Break der, bei richtiger Lautstärke, so ziemlich alles nach oben stehen lässt was man(n) hat. Selten waren sich Gitarre, Elektronische Musik und Extase so nah ohne nach Indie und New Rave zu riechen.
Schade nur, dass man dieses große Stück wohl fast nie auf einer Party hören wird und uns so nur die eigenen 4 Wände zum Hände in die Luft werfen und Jubeln bleibt.
http://www.imeem.com/people/M7NeuMD/music/…