laut.de-Kritik

Eingängiger Indie-Pop für die heiße Jahreszeit.

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Manchmal bedarf es groß angelegter Kooperationen, um dem Erfolg auf die Sprünge zu helfen. So auch im Falle von Fun., einer Indie-Pop-Kapelle aus Übersee, die bereits vor drei Jahren mit ihrem Debütwerk "Aim And Ignite" in Szenekreisen für zartes Aufhorchen sorgte, aber vom flächendeckenden Durchbruch noch ziemlich weit entfernt blieb.

Doch im Land der unbegrenzten Möglichkeiten weiß man, wie man den langwierigen Entwicklungsprozess einer vermeintlichen Allerwelts-Combo auf ein Minimum verkürzt. So schnappten sich die gewieften Fun.-Hintermänner den erstbesten neuen halbwegs hitverdächtigen Erguss des Trios und parkten ihn in der erfolgreichen Vorabendserie "Glee" und in einen Auto-Werbespot, der einen der begehrten Super Bowl-Halbzeit-Slots ergattert hatte. Siehe da: Kurze Zeit später brüstet sich das Fun.-Label mit der erfolgreichsten Single in der Geschichte des Unternehmens.

"We Are Young" heißt der Ohrwurm-Vierminüter, der das Trio praktisch über Nacht vom miefigen New Yorker Proberaum an die Pole Position der Charts Dutzender Länder rund um den Globus katapultiert. Wo der Song letztlich ohne die Konfetti-Promo gelandet wäre, bleibt natürlich auf Ewigkeiten ein Rätsel. Alex Clare lässt grüßen.

Manchmal ist man - wie im Falle von Alex Clare - aber auch dankbar für einen Öffentlichkeits-Schubser, denn massenhaft taugliche Klanglandschaften driften allwöchentlich ins Nirvana, ungehört und fernab von internationalen Marketingfeldzügen, die das Schaffen dorthin bringen, wo sie hingehören: ins Radio, ins Fernsehen, auf die Bühnen dieser Welt.

Spätestens nach dem zweiten Durchlauf von "Some Nights" ist man froh, dass die musikalischen Fähigkeiten der Band um den Ex-Frontmann von The Format, Nate Ruess, mit Hilfe des medialen Hypes auch in hiesige Wohnzimmer gelangen. Denn das Zweitwerk des Dreiers hat noch weitaus mehr zu bieten, als die Hook-lastige Übersingle.

Vor zwei Jahren wäre der Titeltrack beispielsweise wohl der ultimative WM-Dauerbrenner in Südafrika gewesen. Mit groovender Afro-Rhythmik, poppigem Sommer-Flair und Nates markantem Mercury-Organ hätte der Song die Soccer-Truppe von Trainer Bob Bradley vielleicht sogar bis ins Finale getragen.

Wie dem auch sei: "Some Nights" wird zu Recht von einer Band dargeboten, die auf den Namen Fun. hört. Denn das Album macht Spaß, auch wenn die insgesamt elf Stücke nur selten in die Tiefe gehen. An der Oberfläche gibt es jedenfalls nur wenig zu mäkeln.

Ob mit Schifferklavier-Opulenz ("Carry On"), Uptempo-Synthie-Beats ("It Gets Better"), schunkelnder Chor-Epik ("Why Am I The One") oder trippelnden Elektro-Spielereien ("All Alright", "One Foot"): Die smarten Indie-Popper haben stets eine eingängige Melodie parat und zeigen sich auch in der Wahl der Instrumentierung offen für alles.

Sollte sich Nates Gesangsakrobatik, die oftmals No Go!-technische Gehhilfen unterstützen, in Zukunft noch etwas besser ins Team einbinden lassen, dürfte einem Sommeralbum-Abo für die nächsten Jahre nichts mehr im Wege stehen. Für die nachdenklicheren Jahreszeiten müssen halt andere Bands herhalten.

Trackliste

  1. 1. Some Nights Intro
  2. 2. Some Nights
  3. 3. We Are Young
  4. 4. Carry On
  5. 5. It Gets Better
  6. 6. Why Am I The One
  7. 7. All Alone
  8. 8. All Alright
  9. 9. One Foot
  10. 10. Stars
  11. 11. Out On The Town

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