laut.de-Kritik
Schönheit im Müllhaufen Erde: Songs als Durchhalte-Parolen.
Review von Kerstin KratochwillMit düsterem elektronischem Mantel im Opener "There's No Future In Optimism" beginnt das achte Album der Alternative-Rocker von Garbage. Ein eher pessimistisches Werk, wie man meinen könnte, doch "Let All That We Imagine Be The Light" soll laut Gitarrist Steve Marker von Hoffnung, Kreativität und der Kraft der Vision künden. Hört man der starken Stimme von Sängerin Shirley Manson zu, ist man fast davon überzeugt, es sei möglich, im Müll ein zartes Pflänzchen zu finden, es zu hegen und wachsen zu lassen.
Dieses Album entstand in einer Zeit, in der Manson nach einer Hüftoperation ans Bett gefesselt war. Schmerzen, Älterwerden und Isolation setzten ihr zu, genauso wie der krankhafte Zustand der Welt. Dennoch entschied man sich, neue Songs zu schreiben, Appelle ans Durchhalten und die Dankbarkeit. Die zehn neuen Tracks sind, wie immer bei Garbage, perfekt poliert zwischen Synth-Pop, Industrial und Noise-Indie-Rock, verziert mit messerscharfen Gitarrenriffs und punktgenauen Beats. Dazu variiert Mansons Gesang zwischen kampfeslustig, flüsternd oder sarkastisch.
Zum Träumen, zum Tanzen oder zum Trösten eignet sich "Let All That We Imagine Be The Light", ein musikalischer wie textlicher Lichtblick durch dunkle Gewitterwolken und damit ein Gegenstück zum letzten, leicht aggressiv tickenden Album "No Gods No Masters" von 2021. Statt, wie damals, verbrannte Erde zu hinterlassen, möchte das Quartett nun einen erblühenden Garten erschaffen. Die neuen Songs, mit vielen analogen Synths ausgestattet, spiegeln diesen Gedanken mit ihren opulenten Klanglandschaften auch wider. Dennoch verliert das Album irgendwann an Dringlichkeit ohne dass man richtig fassen könnte, woran das liegt. Vielleicht weil die Lieder wie der Oktopus auf dem Cover in einem Meer von Melodien schwimmen, die einen zwar mitziehen, aber nicht mitreißen.
"Let All That We Imagine Be The Light" ist damit mehr Sog denn Single-Stückwerk und nach 30 Jahren Bandgeschichte durchaus immer noch ein starkes Statement. So singt die 1966 geborene Shirley Manson in "Chinese Fire Horse" die trotzigen wie triumphierenden Zeilen: "You say my time is over, that I have gotten old - SO OLD (...) I'm not dead, I'm NOT DONE."
2 Kommentare mit einer Antwort
So ne Musikrezension ist in der Regel umso spannender, je mehr sie ins Detail geht, sich mit den einzelnen Songs beschäftigt, und so den Leser auf dem Weg zu einem allgemeineren Urteil mitnimmt. Fühle mich hier nach dem Lesen nicht, als habe ich irgendeinen Eindruck von der Platte bekommen.
Irgendwas mit einem Oktopus der einen mitzieht aber nicht mitreißt.
Komische kritik, nur der Opener wurde angesprochen.
Was ist mit den restlichen 9 Songs die wurden überhaupt nicht erwähnt!
Diese Rezi hätte man sich auch sparen können...
Album ist aber gut geworden 4/5.