laut.de-Kritik

Hochprozentiges Song-Serum mit stimulierenden Zutaten.

Review von

Da hat einer wieder Blut geleckt! Gerade mal ein Jahr liegt Garland Jeffreys vorzügliches Comeback "The King Of In Between" zurück. 2013 beglückt der Altmeister des Stilmixes mit einem höchst gehaltvollen "Truth Serum", darin eine ganze Reihe stimulierender Ingredienzien vermengend.

In der populären Kultur besitzt der reisende Quacksalber, der lauthals auf allen Marktplätzen seine Wundermittelchen anpreist, seinen festen Platz. Doch Jeffreys schielt nicht aufs schnelle, betrügerisch gemachte Geld; denn er ist schließlich im Besitz des "Truth Serum". Randvoll mit all diesen Blues-Zutaten, die süchtig machen. Der Titeltrack geht ohne Umschweife, spröde-schwitzig inszeniert, fett ans Eingemachte. Die intensiv rumpelnden Blues-Rhythmen stellen unüberhörbar eine liebevolle Hommage an den großartigen John Lee Hooker dar.

So rauh und rüde Garland mitunter herumpoltert - ein Händchen für den eingängigen Popsong besitzt er spätestens seit seinem legendären "Matador". Auf "Any Rain" huldigt Jeffreys wiederum dem Pop, um ihn im weiteren Songverlauf immer stärker an den Rand zu drängen. Straffe Beats und tougher Bass obsiegen, unterstützt von wirkungsvoll eingestreuten, schmutzigen E-Gitarren-Licks und im Hintergrund schwellender Orgel.

Völlig unvermittelt bricht "Collide The Generations" los, die wohl stärkste Nummer des neuen Werks. Velvet Underground-Drums räumen scheppernd den Weg frei, und vereinen sich mit dem ganz frühen Garagenrock der Sun Studio-Ära. Kaum glaublich, dass diese Nummer im neuen Jahrtausend eingespielt wurde - so authentisch dreckig, so dicht an den Ursprüngen des Rock'n'Roll fiebernd klingt nur selten eine zeitgenössisch eingespielte Nummer.

In bester Chuck Berry- und Jerry Lee Lewis-Manier dreht es sich in den als Oneliner herausgepressten Zeilen zunächst doppeldeutig um "Daddys Little Girl". Der Song ist seiner Tochter Savannah gewidmet, und die Zeilen "So much quicker than me / so much faster than me / can't believe the motion" drücken klaren Vaterstolz aus.

Das Gros der neuen Nummern spielte Jeffreys im von ihm so geliebten First Take-Verfahren ein. Wer dafür u. a. Cracks wie Gitarrist Larry Campbell (Bob Dylan), Keyboarder Brian Mitchell (Al Green), Basser Zev Katz (Hall & Oates) und Schlagzeuger Steve Jordan (Eric Clapton) um sich sammeln kann, hat übermäßige Nachbearbeitung auch nicht nötig.

Das atmosphärisch umhertreibende "Dragons To Slay" präsentiert eine intelligente und intensiv umgesetzte Variante des Ska. Ein dezentes Lou Reed-Zitat verfehlt später seine Wirkung nicht: "Take A Walk On The Wild Side" - Takte eröffnen für Momente "Is This The Real World", um sich danach komplett zurückzuziehen. In der Folge entwickelt sich ein relaxt dahin treibender Midtempo-Rocker, der erneut Jeffreys Gespür für unpeinliche Popmomente unter Beweis stellt.

Zum Schluss fordert der New Yorker eine "Revolution Of The Mind". Nicht als landläufigen Song inszeniert, sondern als kurzes Fade-Out mit unablässiger "Revolution"-Litanei. Sanfte Reggae- und Calypso-Klänge transportieren eine mit positivem Lächeln versandte Message.

Jeffreys ist noch immer "Wild In The Streets" unterwegs. Der langjährige Lou Reed- und Bruce Springsteen-Buddy wird in diesem Leben nicht mehr deren Popularität erlangen. Was die künstlerischen Qualitäten angeht, wohnen aber alle drei im selben Haus.

Trackliste

  1. 1. Truth Serum
  2. 2. Any Rain
  3. 3. It's What I Am
  4. 4. Dragons To Slay
  5. 5. Is This The Real World
  6. 6. Ship Of Fools
  7. 7. Collide The Generations
  8. 8. Far Far Away
  9. 9. Colorblind Love
  10. 10. Revolution Of The Mind

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