laut.de-Kritik
Bemerkenswertes Debüt des 20-jährigen Songwriters.
Review von Martin LeuteDerzeit sorgt der Singer/Songwriter Jamie T in England für Furore und willkommene Abwechslung. Recht unauffällig steht in dessen Schatten der 20-jährige Sam Duckworth, der als Get Cape. Wear Cape. Fly dem britischen Songwritertum seinen Stempel aufdrückt. Zum klassischen Fingerpicking gesellen sich Schlagzeug, Keboard, Flöte oder Trompete, eingerahmt von zurückhaltenden elektronischen Beats. Dazu kommt diese Stimme, die mal sanft von der reichhaltigen Erfahrungswelt eines junges Mannes berichtet oder wütend soziale Missstände beanstandet.
Der Einfluss seines Idols Billy Bragg klingt jederzeit an, und beim ersten Durchlauf erinnert mich die Melodik der Songs stark an "Breathing Tornadoes" des Australiers Ben Lee. Und irgendwie schwebt der Geist von The Clash durch den Raum.
Mit "Once More With Feeling" beginnt das Album wunderbar, eine unaufdringliche Melodie, die nur von der gezupften Gitarre und weich von einer Trompete begleitet wird. "An Oak Tree" beginnt mit einem groovigen Gitarrenlauf und flottem Schlagzeugspiel. Ein hübsches Keyboard-Arrangement unterstreicht den melodische Refrain.
Im folgenden "The Chronicles Of A Bohemian Teenager (Part Two) fiept wieder das Keyboard entzückend zur Gitarre, ehe ein synthetischer Breakbeat einsetzt, der den Gesang begleitet. Schöner Song mit breitem Melodiebogen. Seine Fähigkeiten als Songwriter und Gitarrist stellt er eindrücklich in "The Lighthousekeeper" unter Beweis. Gekonntes Fingerpicking und eine Melodie, die seine Stimme gut zur Geltung bringt, die sanft ein- und in heisere Höhen aufsteigt, wenn es heißt "Get out of place/ get out of this place/ you're still alive Sam". Ein toller Abgang mit einer geschickten Taktverlangsamung.
In "Whitewash Is Brainwash" beanstandet er die vom Kommerz vereinnahmte Liebe: "Let's talk about romance/ romance is dead/ it's an ideology exploited for commercial gain" singt er sozialkritisch. Eine solch reflektierte Sichtweise findet sich in den meisten Songs. "Call Me Ishmael" schließt hinsichtlich der Stimmung an den Opener an, der Gesang legt sich harmonisch in weiche Gitarrenakkorde und sanfte Breakbeats, bis das Tempo im zweiten Teil angezogen wird und Bläser mitmischen.
"If I Had A Pound ..." beginnt melancholisch mit Streichern, beim anhebenden Refrain muss ich an den Sound der Band New Model Army denken. Das Album endet mit "The Chronicles Of A Bohemian Teenager (Part One)", das leise beginnt, sich zuspitzt, um mit einem fluffigen "Ba ba ba ba ba"-Chorus zu enden.
Sam Duckworth a.k.a. Get Cape.Wear Cape.Fly hat mit "The Chronicles Of A Bohemian Teenager" ein bemerkenswertes, wenn auch manchmal etwas eingängiges Album vorgelegt, das seine Stärke in den dezenten Arrangements, der ausdrucksstarken Stimme des Sängers und einer gewissen lyrischen Reife hat. Aufgenommen hat er das Werk in seinem Elternhaus und in einem Fabrikgebäude; was vielleicht erklärt, weshalb das Album so erfrischend ungezwungen und lebensnah klingt.
9 Kommentare, davon 6 auf Unterseiten
Bandname des Jahres
wo bleibt eigentlich die jamie t.-review, laut.de?
und wieso überhaupt der Verweis zu Jamie T.? Seh da jetzt so direkt wenig Gemeinsamkeiten.
Sam Duckworth a.k.a. Get Cape.Wear Cape.Fly hat mit "The Chronicles Of A Bohemian Teenager" ein bemerkenswertes, wenn auch manchmal etwas eingängiges Album vorgelegt, das seine Stärke in den dezenten Arrangements, der ausdrucksstarken Stimme des Sängers und einer gewissen lyrischen Reife hat.
Seit wann ist eingängig denn negativ? Ich glaub zu verstehen, wie es gemeint ist - nach wenigen durchläufen kennt man die CD, kein Ding, das danach haushoch weiterwächst und wer's zuoft hört, dem hängts zum Hals raus - trotzdem komisch formuliert.
Und lyrische Reife ... nunja, im Vergleich zu anderen jungen Songwritern seh ich ihn da aber hintenanstehen. Eher ist es der jugendliche Ungestüm der das ganze interessant macht.
3 Punkte find ich zu wenig. Und 4 zu viel Okayes Album