laut.de-Kritik
So lieblos gemacht wie eine Drogeriemarkt-Kompilation.
Review von Sven KabelitzMit einem lautem Schrei betritt Gianna Nannini, die italienische Herbert Grönemeyer, zu den ersten Takten von "Rock 2" die Bühne. Kurzzeitig hat man Angst, sie schmettert gleich die Worte "Männer nehm'n in den Arm / Männer geben Geborgenheit" unter das Volk, so sehr ähneln die ersten Noten dem Klassiker aus den Achtzigern. Überhaupt: Die Achtziger – sie tropfen bis heute aus jeder Ecke der Musik von Nannini.
"Io E Te Live" bringt die Liebe und Logik einer Drogeriemarkt-Kompilation mit sich. Ein wirklicher künstlerischer Grund für die Zusammenstellung erschließt sich nicht.
Die Einfallslosigkeit schlägt sich bereits beim Cover nieder, das nichts weiter als einen näheren Ausschnitt von "Io E Te" zeigt. Für einen kurzen Moment bin ich geneigt, die damalige Review von Artur Schulz zu übernehmen und mit einem ständigem lautmalerischem Klatschen zu unterlegen.
Im Mittelpunkt stehen sieben Live-Versionen des Studioalbums, die nur minimal von ihren Vorlagen abweichen. Ein weiterer Anreiz zum Kauf sollen wohl die ausgelutschten Klassiker "I Maschi", "America" und der neue Studiotrack "Mai Per Amore" bringen. Bis auf diesen stammen alle Aufnahmen von der beiliegenden DVD. Warum es nicht einfach das komplette Konzert auf das Album geschafft hat und nach welchen Kriterien die Auswahl verlief, bleibt ein Rätsel.
"Ogni Tanto" hat nach wie vor einen kuschelig verträumten Refrain, der rauere Live-Ton steht den wenigen schnellen Nummern wie "Perfetto" und "Rock 2" gut. Trotzdem gerät gerade die erste Hälfte, regiert von Balladen und Streichern, arg schläfrig.
Ausgerechnet mit "Nel Blu Dipinto Di Blu (Volare)", dem ehemaligem Grand Prix Eurovision de la Chanson-Schmachtfetzen, setzt deftiger Schweinestadionrock ein. Das ist nicht wirklich gut, macht aber wenigstens wach.
Nannini, die mit zunehmendem Alter immer mehr an Mokey Fraggle erinnert, umschifft oft nur haarscharf die Schmerzgrenze und bleibt in der Belanglosigkeit stecken. Mit dem Einsatz von "I Maschi" fühlt man sich endgültig in die Eisdiele des persönlichen Vertrauens im Sommer 1987 zurückversetzt. "Ein Spaghettieis mit viel Schlagsahne, bitte."
4 Kommentare
"Hallo Giovanni,
kannst Du mal bitte drei Leute aus Neapel rüber in die Laut-Redaktion schicken?
Ja genau, da hat sich einer über Gianna Nannini lustig gemacht.
Ja die übliche Nummer bitte, Füße einbetonieren, alle Fingernägel einzeln ausreißen und dann ab bei die Fische.
Dankeschön.
Ach und sag Mama einen lieben Gruß von mir, das Pesto-Rezept ist molto bene."
in welchem drogeriemarkt gibts kompilationen? mir wollen sie immer nur johanniskraut-pillen andrehen.