laut.de-Kritik
Neuseelands Vorzeigeblondine geht es ein bisschen poppiger an.
Review von Kai ButterweckGin Wigmore lässt auf der ersten Single "Written In The Water" gehörig die Puppen tanzen. Mit reichlich Pop unter der Haube braust der neuseeländische Superstar mit dem markanten Quäk-Orkan wie ein Wirbelwind über die Tanzfläche. Schielt die Blondine hier etwa ganz bewusst in Richtung europäische Charts? Ist der Zauber des verruchten Vorgängers bereits komplett verflogen? "Gravel & Wine"-Fans werden nach den drei Appetizer-Minuten erst einmal gehörig schlucken. Doch alles halb so wild, denn letztlich bleibt "Written In The Water" eine hibbelig zerstreute Ausnahme innerhalb eines ansonsten gewohnt rock- und bluesverwurzelten Gesamtpakets.
Hier und da funken zwar ein Sub-Bass oder eine elektronische Nebenspur dazwischen. Aber im Großen und Ganzen vertraut die Dame, die aufgrund ihrer einprägsamen Stimme immer wieder gerne mit Großkalibern wie Amy Winehouse, Wanda Jackson und Duffy in einen Topf geworfen wird, auf Altbewährtes. Dazu gehören pulsierende 60s-Vibes, trocken groovende Rhythmen und ein Hauch von bittersüßer Melancholie.
Mit dem auf Mansons "Beautiful People"-Hengst galoppierenden Opener "New Rush" wirbelt Gin Wigmore den meisten Staub auf – gefolgt von der ebenfalls schlagzeugdominierten Achterbahnfahrt "In My Way" und dem Eckkneipen-Rocker "Holding On To Hell". Hier schüttelt Madame am heftigsten mit ihren Hüften. Tanzfreudige Retro-Nerds lassen sich hier sicherlich nicht zweimal bitten.
Gin Wigmore beeindruckt aber nicht nur auf der Überholspur. Auch in ruhigeren Gefilden weiß sich die Sängerin bestens in Szene zu setzen. Mit "This Old Heart" schickt sie sogar einen aussichtsreichen Kandidaten für die Wahl zur Ballade des Jahres ins Rennen. Lasziv säuselnd und umgarnt von mystischen Harmonien kettet sich die Blondine an die Schlafzimmertür. Da macht man gerne das Licht aus.
"Black Parade" treibt es mit sphärischen Hintergrundsounds, eindringlichen Tom-Spielereien und in Moll getränkten Piano-Anschlägen ebenfalls auf die Spitze. Das abschließende "I Will Love You" hingegen verzichtet auf allzu viele Nebengeräusche. Hier steht vor allem Gins Stimme im Vordergrund.
"Blood To Bone" verfügt in seiner Gänze vielleicht nicht über ganz so viele Ecken und Kanten wie sein Vorgänger. Dennoch weiß auch das dritte Album von Gin Wigmore zu überzeugen. Fans von einem bluesig orientierten Mix aus Vintage-Pop und kratzbürstigem Prärie-Soul kommen hier definitiv auf ihre Kosten.
1 Kommentar
Rezi trifft es auf den Punkt . Hätte mir gewünscht sie geht den weg vom Vorgänger weiter und wird dreckiger, rauchiger und vorallem rockiger aber nada ... Nettes Album . New rush hats in meine playlists geschafft . Der Rest nicht . Punkt