laut.de-Kritik
Der Ire findet seinen inneren Frieden.
Review von Giuliano BenassiÜber 20 Jahre hat es gedauert, bis der Musiker aus Dublin so etwas wie Kontinuität gefunden hat. Seit 2012 veröffentlicht er nun sein drittes Album unter eigenem Namen, dazwischen absolvierte er viele Liveauftritte. Wenn er nicht auf Tour ist, schraubt er an seinem alten Land Rover Defender herum. Und blickt gelassen auf seinen Kontostand, denn Geldsorgen hat er nach dem Erfolg von "Once" in Kino und Musical nicht mehr.
Lange bereitete Glen Hansard der Ruhm jedoch eher Leid als Freude, was seiner Musik eine starke melancholische Note verleiht. Diese ist auch auf "Between Two Shores" zu hören, diesmal jedoch gemildert durch einen anderen musikalischen Ansatz: Waren seine ersten beiden Soloalben eher Singer/Songwriter-Angelegenheiten, setzt er nun auf Liveband und energiegeladenere Arrangements.
So erinnert der Opener "Roll On Slow" entfernt an "Mustang Sally", das 1991 den formidablen Soundtrack der "Commitments" eröffnete. Jener Film, in dem der noch junge Hansard den Bandgitarristen spielte, und der ihm die Karriere als professioneller Musiker erst ermöglichte.
Mit Bläsern und Hammond-Orgel bewegt sich Hansard im weiteren Verlauf deutlich in Richtung Rhythm And Blues. Immer wieder kommt dabei ein anderer großer Ire in den Sinn: Van Morrison. Auch wenn Hansards kratzige Stimme etwas lieblicher ausfällt. Das trifft auch auf seine Stücke zu, etwa die Ballade "Wreckless Heart" mit einem selten zärtlichen Saxophon-Solo.
Warum auch nicht? "I'm tired of sitting around and waiting / For things that ain't gonna come", singt er im souligen "Movin' On". Im übertragenen Sinne gilt dies fürs gesamte Album, das er zum ersten Mal allein produzierte. Die Aufnahmen fanden teils im französischen Studio von David Odlum statt - wie Hansard ein Mitglied von The Frames - aber auch in Chicago und New York, wo das Herzstück des Albums, "Setting Forth", mit Jazz-Drummer Brian Blade entstand.
Zwischen zwei Ufern bedeutet beim Segeln jenen Moment, in dem man sich auf halbem Weg zwischen Start und Ziel befindet. Eine gute Beschreibung für das Album, das immer noch die Züge von Hansard als Singer/Songwriter trägt, dennoch einen poppigeren Appeal besitzt als seine vorherigen Werke. Und dass ein bisschen mehr Zuversicht nie schadet, zeigt sich auch daran, dass viele seiner Konzerte schon Monate im Voraus ausverkauft sind.
4 Kommentare mit einer Antwort
Der Balladenlahmarsch findet seinen Frieden? Ist er dann jetzt endgültig bei seinem Genöle eingepennt, oder was?
Das ist leider wirklich arschlangweilig, das konnte er schon besser.
Das bisher beste Album von ihm! Bin schwer begeistert.
Das Album, das eigentlich keines ist. Between Two Shores ist entstanden aus einer Jam Session seiner Live Band in den Studios von Wilco, und zwar während einer Tour Pause. Glen, der ähnlich wie Springsteen viele Titel geschrieben hat, die es noch nie auf eine Platte geschafft haben, hat einfach mit seiner Live Band in den Studios von Wilco herum gespielt. Dort durfte er die Instrumente und die Technik von Wilco ausprobieren und fühlte sich wie auf einem Spielplatz, auf dem er sich austoben konnte. Wilco hat ihn letztendlich überredet, das Material doch zu veröffentlichen. Es war nie als Album gedacht, wäre aber zu schade gewesen, es nicht zu veröffentlichen. Anspieltipps wären Wreckless Heart oder Roll on Slow. Wer Glens Genöle und Geschrei nicht mag, soll halt was anderes hören. Live ist er ne Wucht
auch Wheels on Fire oder Setting Forth. Es ist insgesamt ein gelungenes Werk