laut.de-Kritik
Detailverliebter Lo-Fi-Folk aus schwedischen Wäldern.
Review von Andreas DittmannIn Schweden gibt es bekanntlich in erster Linie Landschaft. Hübsche Seen, große Berge und grüne Wälder. Aber es gibt auch eine unsägliche Banddichte von hervorragender Qualität. Golden Kanine aus Malmö stecken da mittendrin.
Sie klingen, als würden sie am liebsten durch ihre heimischen Wälder rennen, Elche jagen und Holz hacken. Am Abend sitzen sie dann gemeinsam am Lagerfeuer, braten das Fleisch und trinken Absolut Wodka. Und wenn dann alle schön dicht sind, holen sie ihre Instrumente raus und basteln an ihrem grandiosen Hinterwäldler-Folk.
Bei diesen abendlichen Jam-Sessions könnten auch Mumford & Sons, Modest Mouse und der ehrwürdige Chuck Ragan teilnehmen. Golden Kanine lassen sich dankbar beeinflussen, packen ihre eigene Verschrobenheit mit drauf und fertig ist ihr herrlich dreckiger Lo-Fi-Sound zwischen Weirdo-Folk und Indie-Rock.
Die fünf Herren schaffen auf "Oh Woe!" von der ersten Minute an eine unheimlich dichte Atmosphäre, die dich so schnell nicht loslässt. Sobald Linus Lindvall nach dem kruden Intro von "Arkham" zu singen beginnt, bist du gefangen in der Welt von Golden Kanine. Nach und nach gesellen sich Gitarre, Posaune, Banjo und Mandoline zu seiner heiseren Stimme. Spätestens bei "Climb" ist es dann soweit: Du hast dich komplett in der detailverliebten Musik verloren. "These Days were made for us and should not be given away."
Das Duett "Back From The Woods" schwebt schwelgerisch mit Picking-Gitarre, Glockenspiel und jammernden Streichern dahin. "Burial" dagegen treibt nach vorne, die Snare scheppert, die Gitarre schrammelt und die Posaune flankiert den Song. Nach "All Must Die", einem zügellosen Country-Folk-Kracher, nehmen sie die Geschwindigkeit für den Rest der Platte zurück. Hoffnungslosigkeit macht sich in "A Change" breit, die Geige streicht nervös über schüchternen Banjo-Anschlägen.
Golden Kanine klangen schon auf dem Vorgänger "Scissors & Happiness" sehr zerrissen und melancholisch, aber doch zuversichtlich. Die gleiche Stimmung verbreiten sie auf "Oh Woe!" wieder. "You look so pale, they took your pride, but you'll survive, you'll get by."
"I'm back from the woods", singt Linus im letzten Song. Das ist dann wohl die beste Nachricht auf der ganzen Platte.
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