laut.de-Kritik
Hier eckt nichts an und büxt nichts aus.
Review von Kai ButterweckGlaubt man den wenigen Zeilen des Pressetextes, erwartet den Hörer des neuen Good Charlotte-Albums ein regelrechtes Feuerwerk aus "rebellischem Punk" und "strotzenden Rockhymnen". Spannung macht sich breit. Sollten die Madden-Brüder auf ihre alten Tage tatsächlich noch mal so richtig auf die Kacke hauen?
Der eröffnende Titeltrack zieht jedoch definitiv keinen Punkrocker in seinen Bann. Mehr Intro als Song dümpeln übereinander gestapelte Keyboards, Beats aus der Box und mystisches Summen träge vor sich hin.
Das anschließende "Self Help" markiert den eigentlichen Opener. Mit geklontem Intro-Tralala aus dem Linkin Park-Archiv und einem laut geröhrten "Right Now" fällt der Fünfer aus dem sonnigen Kalifornien mit der Tür ins Haus. Dort ist die Party schon in vollem Gange. Zwischen Schampusflaschen, Bierdosen, Schmerztabletten und zerknüllten Ramones- und Sex Pistols-Postern feiert die Generation RX ihr Dasein im Hier und Jetzt.
Mit viel Wohlwollen spürt man ihn: den Geist des Punkrock. Schade nur, dass man ihn nicht hört. Statt schrammelnder Powerakkorde quälen klinisch aufgepimpte Gitarrenwände den Hörer. Der Bass ist überhaupt nicht zu hören. Und das Schlagzeug klingt wie das Regler-Experiment eines Roboters aus dem Jahre 1985. Hinzu kommen die quäkenden Organe der Madden-Twins, die sich auf dem Weg in Richtung Hit-Hook-Olymp irgendwo im Nirgendwo verirren.
Spätestens nach dem aufgeplusterten Stadionhüpfer "Actual Pain" wandert der eingangs erwähnte Pressezettel in den Müll und wird durch einen neuen ersetzt. Auf dem prangen nun Referenz-Bandnamen wie The Rasmus und Sunrise Avenue.
Auch soundtechnisch fahren Good Charlotte den Karren an die Wand. Egal ob laut ("Leech") oder leise ("Cold Song"): Sobald alle Klangeinwürfe am Start sind, schallt nur noch eine hochtönige Melange durchs heimische Wohnzimmer. Nach einer knappen halben Stunde ist man froh, dass der Spuk vorbei ist.
"Generation RX" versprüht den "rebellischen Punkrock"-Vibe eines Coldplay-Konzertes. Hier eckt nichts an und büxt nichts aus. Auch die "strotzende Rockhymne" sucht man vergebens. Was man stattdessen zu Hauf präsentiert bekommt, ist auf Hochglanz polierte, völlig überproduzierte Stangenware aus dem Rock- und Pop-Discounter.
9 Kommentare mit einer Antwort
Die haben ernsthaft ein Album mit nur 9 Liedern, von denen 1 ein Intro ist gebracht? Wieviel Sell-Out ist eigentlich möglich?
Wollte eigentlich mal reinhören, um der alten Zeiten Willen und da die anderen Kritiken extrem gut für Good Charlotte sind
Waren schon immer irrelevante Lappen
und das ist schon weit aus dem fenster gelehnt.
Stimmt alles so, aber woraus resultiert der 2te Stern?!
würg
kotz, das hört sich an wie müll in mein ohr
Müll zieht mich ja chronisch an. Zugegeben, das Album ist echt nett, auch wenn ich während des Hörens zu jedem Track das Video zu "I Want It That Way" vor Augen hab . 3/5