laut.de-Kritik
Wummernde Riffs zum Après-Ski-Headbangen.
Review von Giuliano BenassiZu Beginn die gute Nachricht: Gotthard lassen den Softlan-Sound vom 99er Album "Open" vorerst stecken. "Human Zoo" schlägt in die gleiche Kerbe wie der Vorgänger "Homerun" und rockt, dass die Stiefel beim Après-Ski-Headbangen auf den Hüttenboden krachen.
Am musikalischen Erfolgsrezept hat sich trotz des Abgangs von Produzent Chris von Rohr zugunsten Marc Tanners nichts geändert: wummernde Riffs, mächtige Stimme, einprägsame Melodien, einfühlsame Balladen. Hört sich immer noch an wie Scorpions oder Bon Jovi? Ja, bleibt aber nach wie vor stolz schwyzerisch.
Textuell geben sich Gotthard dagegen gesellschaftskritisch, worauf schon der Titel des Albums hinweist. "Auf einer Bootstour durch Bangkok erlebt sie Menschen, die auf heruntergekommenen Hausbooten leben und in schäbigen Holzhütten am Fluss ihre Wäsche waschen und kochen. Die Band fühlt sich wie in einer Art menschlichem Zoo, in dem sie die Armut thailändischer Slumbewohner miterlebt, während diese vom Flussufer aus die Schweizer wie eine exotische Spezies aus einer fremden, reichen Welt beäugen. Das Erlebnis geht der Band sehr nahe", ist auf der Labelseite zu erfahren.
Hoffen wir mal, dass die Grillparty in der Villa des Produzenten in Malibu nach Abschluss der Aufnahmen nicht von der Tragik des Weltgeschehens getrübt wurde. Zumal der Après-Skifahrer genau hinhören muss, um in den Liedern einen tieferen Sinn zu erkennen. Erfreulich ist auch die Tatsache, dass Titel wie "What I Like", "Janie's Not Alone", "No Tomorrow" oder "What Can I Do" nicht so großen Schaden anrichten können wie eines von Gotthards älteren Stücken: Als die Band auf dem Frauenfelder Open Air-Festival im vergangenen Sommer "Let It Rain" anstimmte, begann es plötzlich, in Strömen zu regnen.
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