Gotthard - " Stereo Crush"

Die zugegebenermaßen nicht mehr ganz so jugendlichen Gotthard setzen auf ihrem neuen Album "Stereo Crush" ganz auf ihre geballte Erfahrung. Das betrifft nicht nur den rockigen Stilmix, der sich hauptsächlich aus den Achtzigern und Neunzigern speist, sondern auch die textliche Komponente: egal wie das Leben gerade läuft, wir wissen genau, was die beste Medizin ist.

Trotz dieser Weisheit sind die Schweizer zu unverzichtbaren Ikonen der rockigen Musikszene geworden und bezeichnen sich selbst völlig treffsicher als internationale, erfolgreiche Hardrock-Band. Die Anteile von Rock'n'Roll, Melodic Rock und Hard'n'Heavy sowie die prägnanten Texte verbindet die Band herrlich unprätentiös. Zwar gibt es hier und da mal ein Augenzwinkern oder eine ironische Überspitzung, aber der angestaubte Hardrock kommt knochentrocken und stimmungsvoll rüber.

"AI & I", "Thunder & Lightning" im Midtempo und "Rusty Rose", das ganz schön emotionsgeladen daherkommt, bieten tolle Mitsing-Refrains und melodische Soli. Mit dem unspektakulären "Boom Boom" hat sich lediglich ein Filler auf das Album geschlichen.

"Stereo Crush" setzt vor allem die bisherige Entwicklung von weiter fort. Mehr klassischer Hardrock, aber mit einer deutlich höheren Modernität. Starke, eingängige Heavy-Riffs, passgenaue Melodien in Form von Twin-Leads, eingeflochtene ruhigere Passagen mit cleanen Gitarren sorgen immer wieder für Kontrast, teils lässige Atmosphäre, mal verspielt, mal schnörkellos und mitreißende Refrains. Auffällig ist, dass Nic Maeders Gesang oft teils mehrstimmig und in mehreren Schichten übereinander eingesetzt wird, ansonsten wirkt die cleane Produktion eigentlich - wie immer - recht bewusst reduziert und intuitiv.

So ist "Stereo Crush" eine rundum gelungene Scheibe, die so ziemlich alle Facetten der Schaffensphasen der Band verbindet. Ob man die ersten drei Rock-Übersongs unbedingt als straffes Trio an den Anfang stellen musste, liegt im Auge des Betrachters, denn trotz ihrer Urgewalt machen sie den anschließenden Rest doch etwas unscheinbarer, als er ist.