laut.de-Kritik
Musik, die man problemlos mit Mädchen hören kann.
Review von Philipp SchiedelTief draußen in Modesto – der kalifornischen Heimatstadt Grandaddys – verändert sich nicht viel. Der Tankstellenbesitzer ist seit einer Ewigkeit der selbe und der Walmart steht da auch schon seit zwanzig Jahren. Entsprechend war die letzte Platte "The Sopthware Slump" ein Manifest gegen die Macht der Elektronik, eine zarte Version des gewollten Außenseiten-Lebens. Man bleibt im Kaff und schert sich einen Dreck um die Geschehnisse in der Stadt. Auf den sanft ausgefeilten Hymen geht es eher zwei Schritte zurück, als einen nach vorne.
"Sumday" wiegt sich weiter im bekannten, wohligen Sound. Also - wie gehabt - sehr angenehm, aber doch zu oft in Sphären, die zu wenig von einem wollen. Sänger Jason Lytle wäre es egal, ob ich mir über seine Musik den Kopf zerbreche oder ob ich dabei abspüle. Es ist einfach Gitarren-Popmusik – von einem einfachen Mann für einfache Leute.
Grandaddy machen Musik, die man problemlos mit Mädchen hören kann. Nicht zu hart, nicht zu säuselig. Einflüsse der Beach Boys und jeglichen Bands aus den Siebzigern, die unter ihrem Schwieger-Sohn-Image ganz schön benebelt waren, erhellen spacig den Raum.
Die Messlatte des Vorgängers war den bärtigen Jungs mit der Trucker-Mütze dann aber doch einen Nebelschwaden zu hoch. Die Straßen der Ödnis sind bekanntlich so breit, dass drei Trucks nebeneinander fahren können, und so tritt man mit dem Sound gehörig in die Weite. Durch Ruhe, Besonnen – und Abgebrühtheit verliert man sich in Songs wie "Yeah We Had It", in der Seichtheit der traurig-bärtigen Herrn. Die dann auch selbst ziemlich desinteressiert feststellen: "I'm okay with my decaye. I have no choice. I have no voice".
Dieses harte Urteil wird "Sumday" nicht ganz und dem Potential der Band erst recht nicht gerecht. Keine Frage, Grandaddys schmeichelnde Orgel-Pop-Hits verzaubern noch. Wer die Taste so geschickt kindlich rockend wie in "Stry Dog And Chocolate Shake" setzt, der hat den Schwung lebenslang in der Hüfte. Die Eremiten machen nichts falsch. Ganz im Gegenteil: sie sind nach wie vor eine großartigsten Pop-Bands auf dieser Erde. Nur sind sie bei diesem Versuch vielleicht etwas vom Gipfel abgerutscht.
Noch keine Kommentare