Gregorian - " Master Of Chant Chapter II"

Was einem die Musik dieser Scheibe bietet, ist die absolute Frechheit! O.k., ich kann ja verstehen, dass jeder Musikproduzent gerne seine Schäfchen ins Trockene bringt, doch das hier ist einfach zu viel. Was die Herren Husemann, Kohrs und Soltau mit Klassikern des Rocks anstellen ist unwürdig.

Die klischeehafte Pseudoadaption von Gregorianik trieft aus den Lautsprechern wie ein André Rieu zwischen GEMA-freier Telefonwarteschleifen-Schmalzmusik und Henry-Maske-Einlauf-Pathos. Das lässt sich alles noch unter dem Motto Kaufhaushintergrundmusik für Millionen abtun, sich aber an Legenden der Rockmusik zu vergreifen, treibt einem die Zornesröte ins Gesicht, sobald einem die Peinlichkeiten zu Ohren kommen. "Child In Time" mehrfach durch den elektronischen Fleischwolf gedreht, ist mit einem 08/15 Downbeat-Groove unterlegt. Eine synthetische Billigversion von einer Panflöte spielt die Melodie, dazu ein schmieriger Streicherteppich. Die Percussions dürfen mit viel Crescendo und Ritardando dazwischen funken (Oh, wie gefühl- und bedeutungsvoll!)

Alles mit dick aufgetragenem Hall aufgebauscht, als ob es im Kölner Dom aufgenommen worden wäre. Und der Gesang ist der Gipfel! Eine Männerstimme mit einem Affekt wie beim Mönchsgesang und dazu zigmal gedoppelt. Was soll das? "Stairway To Heaven" mag ja thematisch wenigstens so ein bisschen was mit Kirche zu tun haben, aber Phil Collins "In The Air Tonight" oder Cat Stevens "Lady D'Arbanville"? In dem Song von Stevens geht es um die Liebe zu einer Frau. Mönche leben das Zölibat!

Es ist natürlich klar, was die Herren Musikproduzenten mit dieser Anhäufung von Schwachsinn, die in jedem der 12 Stücke fast identisch ausfällt, bezwecken. Die heile Kuschelrock-Welt übergossen mit einer Soße aus angeblich religiösen musikgeschichtlichen Bezügen soll die Seele streicheln. Die Plattenindustrie braucht sich, wenn sie so etwas herausbringt, nicht über Umsatzrückgänge zu wundern.