laut.de-Kritik
Liebeslieder ohne Licht und Hedonismus von Grinser ohne Dakar.
Review von Gregory BritschWelch ein Anblick. Michelle Grinser im Leo Catsuit inklusive High Heels und die Linke im Zeichen des Belzebub. Dahinter Tschamba FII in weiß, dazu angedeutete Züge der Entrücktheit. Eine Steinway Glamour Weichzeichnerorgie par excellence. Meister Stardust häts nicht besser machen können. Grinser, vormals die andere Hälfte von Dakar, präsentiert hier mit seinem neuen Partner Florian Horwarth etwas schiefe elektroide Traurigkeit, eine Art entschlackter D & G Sound ohne Chicks, Hartsprit und sonstigem Rock'n'Roll Startum Gedöns.
Statt dreckig ironischen Take Me Naked Koka Fantasien geht es hier um die tiefgründigeren Aspekte des Lebens und der menschlichen Gefühlswelt: Liebe, Leidenschaft und Wut. Liebeslieder ohne Licht und Hedonismus, dafür ebenso gut tanzbar. Im Club oder in der Kiste. Oder anders gesagt, Synthiepop aus einer Ära, als Cops noch den Daytona aus Maranello hertreten durften, crémefarbene Blazer als stilsicher betrachteten und mit einem Alligator 'ne ganz easy WG führten.
Ja, das waren noch Zeiten. Und jetzt? Die Moog flirrt und dehnt sich im Hintergrund, befördert von einer Drummachine, die sich dezent zurück hält, dennoch für ausreichend Standfestigkeit sorgt. In vorderster Front thront Horwarths Gesang, der bisweilen, gewollt oder nicht, die nötige Harmonie missen lässt. Sprich, er hängt wie beim Refrain von "Wait For Me" etwas dissonant in der Schieflage, eiert sich jedoch wieder ein. Noch mal Schwein gehabt, aber Sadness sells vielleicht ein wenig zu viel des Guten.
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