laut.de-Kritik
Passt in jede Strandbar von der Spree bis an den Bodensee.
Review von Benjamin Buntzel"Soundboy Rock" macht den Eindruck, als wollten sich die beiden DJs nicht festlegen lassen. Klar die Vorab-Single "Get Down" mit den Vocals des Londoner Dancehall MCs Stoch gehört wohl zur Glaubensgemeinschaft der Rastafaris. Würzige Uptempo-Beats und sinnfreie Texte fordern zum Tanzen und hemmungslosen Feiern auf. Mit seinem gemächlichen Tempo das genaue Gegenteil verkörpernd, fühlt man das Jamaikaflair dennoch auch beim Titeltrack "Soundboy Rock".
Dem Intro mit Trompeten weiteren Bläsern und sogar einer Mundharmonika folgt "Get Down", dominiert von einer klassischen Dub-Reggae-Melodica und den Vocals von Stamm-MC MAD. Auch im weiteren Verlauf scheppert mal hier, mal da eine Blechtrommel, bis auf die Vocals von "Lightsonic" hat es sich dann aber mit den Karibik-Anleihen.
"Lightsonic" bildet mit Hooks im Dauerrepeat und locker schwingenden Grooves die Brücke zum House-ähnlichen Sound der restlichen Platte. Leicht und locker geht es auch bei "From The Rooftops" und "Paris" zu. Bei letzterem genügt ein Klavier-Sample, um den ganzen Song zu tragen, dann ist es wieder nur ein dahin gehauchtes "Relax" oder im bedächtigen "What's Your Version" ein philosophisches "Seems like the same sun doesn't shine for eyeryone". Dieser stimmige Sound passt in jede Strandbar von der Spree bis zum Bodensee.
Groove Armada haben sich nicht neu erfunden und waren auch schon von den Vorgänger-Alben für ihre Vielfältigkeit bekannt. Kollaborationen z.B. mit Fatboy Slim machten die beiden Briten partytauglich, verwies man sie davor doch in die Chill-Out Ecke.
Derartige Erwartungen werden aber spätestens bei "Drop That Thing" ins kalte Wasser geworfen. Mit einer sonst nur von The Prodigy bekannten Dominanz wird das Publikum mit "Put your hands to the top of the groove" zur Party gezwungen.
Langeweile macht sich dagegen breit, wenn Rapper Rhymfest und ein billiger Justin Timberlacke-Verschnitt in "The Girls Say" Outkast kopieren. Das Schicksal des Skip-Buttons trifft auch "Song 4 Mutya". Nach verheißungsvollem Beginn kommt der Song letzen Endes nicht über das Niveau einer billigen Popnummer hinaus.
Groove Armada liefern mit "Soundboy Rock" den Beweis, von Hip Hop, Pop, Reggae und House bis zu ihrer klassischen Chill Out-Mucke verschiedenste Stile produzieren zu können. Die zahlreichen Gigs als DJs haben jedoch ihre Spuren hinterlassen. Fast alle Titel sind für den Dancefloor ausgerichtet.
"Soundboy Rock" mit seiner Armada an hochklassigen Interpreten enthält ein paar Perlen für die Unterhaltungsbranche. In der Packungsbeilage fehlt aber der Hinweis, die einzelnen Songs lieber auf verschiedene Playlists zu verteilen.
20 Kommentare, davon 18 auf Unterseiten
...für mich ist das die beste groove armada platte bisher. eine der sehr rar gesäten alben, die man einfach durchlaufen lassen kann ohne zu skippen - dies gerade wegen der vielfältigkeit. kompliment!
...muss es sein, musikkritiker zu sein.
immer etwas finden zu müssen, nie nur lob, nur dann, wenn man auch kritisieren kann. gefällt euch nichts, oder macht ihr nur so?
ein abwechslungsreiches album, ohne zweifel. für den einen gehört es auf mehrere playlists, für andere jedoch ist es umfangreich, für musiker teilweise inspirierend, für autofahrer adrenalisierend weil nicht monoton.
wo liegt das problem, wen EIN künstler (oder zwei, in einer combo) sounds erstellt, die man sonst nur in -zig verschiedenen alben hört? zeugt es nicht von kreativität und offenheit? wenn dieses album (und andere) genau das nicht hätten, wäre dies euer größter kritikpunkt.
$cheiß opportunisten