laut.de-Kritik
Guru Guru-Revival mit Krautrockhaudegen Mani Neumeier.
Review von Ulf KubankeNichts ist dankbarer und schöner zu erzählen als die Geschichten von Musikerlegenden, die in hohem Alter noch einmal die Ärmel aufkrempeln, das Feuer der Kreativität neu entfachen und den Jungspunden lässig zeigen, was eine echte Harke ist. Man schwelgt verzückt zwischen Erinnerungen an glorreiche Rocktaten und nicht minder begeisternde neue Töne. Da schreibt sich jede Zeile beflügelt fast wie von selbst.
So in etwa hatte ich mir das erhofft, als ich das aktuelle Guru Guru-Sideprojekt Gurumaniax in die Hände bekam. Krautrockhaudegen Mani Neumeier macht sich zum nahe rückenden 70. Geburtstag selbst ein Geschenk und trommelt seinen alten Guru-Kumpan Ax Genrich, Gitarrist bei Guru Guru von 1970 bis 1975, und den belgischen Bassisten Guy Segers zusammen. Letzterer dürfte Szenekennern als Urgestein des belgischen Avantgarde-Rocks und als Gründer der Band düsteren Klassik-Rock Anarchisten Univers Zero ein Begriff sein.
Man findet zusammen, inspiriert einander und siehe da: Nach rasanten vier Tagen Studioarbeit sowie weiteren dreien am Mischpult ist "Psy Valley Hill" auch schon fertig. Es spricht nach dem obig Gesagten folglich alles für ein weiteres Kapitel im Buch der großen musikalischen Heldengeschichten. Der Haken ist nur: Dieser Berg im Tal der Psychedelia taugt dazu nicht im Geringsten!
Allzu uninspiriert quillt der Psy-Zirkus aus der Steckdose wie alte Marmelade, die schon etwas ranzig müffelt. Schon der erste Track - "Drumoroto" - verfügt zwar über eine beherzt verzerrte Gitarre und Manis typisch treibendes Schlagzeug. Das Lied rockt dennoch leider ziellos vor sich hin und komplett ins Leere. So etwas hört man auch in den unzähligen Proberäumen, versierter Nachwuchsbands, die den Progrock für sich entdecken, denen aber die packenden Ideen fehlen.
Über zehnminütige Echoeffekte und ausladende ruhig/krachig Kontraste machen aus "Spaceship Memory", der Reminiszenz an den Kultsong "Spaceship" vom 1971er Opus "Hinten" noch keinen guten Song. Wehmütig wünscht man sich das Original in den Player. Das klagend dunkle "Ghost Of Odin" lässt kurz innehalten. Die schön finstere Atmosphäre - mutmaßlich federführend von Monsieur Segers kreirt - gibt dem Hörer die Hoffnung zurück, es möge nun endlich losgehen.
Aber weit gefehlt. Bereits das nächste Lied "Voodoo Touch" langweilt erneut als wirrer Ameisenhaufen, dessen lahmes Rock'n'Roll Thema auch nicht durch Noise Fetzen und jazziger Grundierung spannender gerät. Der prägnant betitelte "Elektrosaurus" als Kraut-Industrial Soundscape klingt wie ein Pausenfüller und erinnert auch nur daran, dass die Saurier zu recht vor Millionen Jahren ausgestorben sind. Nicht einmal der verständlicherweise emotional Schlusspunkt "For Uli T." (Gründungsmitglied Uli Trepte ist 2009 leider verstorben) taugt zu mehr als einer rohen Skizze.
Sicher: Man hört den Herren ihren Spaß an der Zusammenkunft an. Ebenso unbestritten ist die handwerkliche und technische Unangreifbarkeit des Trios. Doch aller Enthusiasmus kaschiert eben nicht, dass es sich bei "Psy Valley Hill" um einen kompositorisch mittelmäßigen Schnellschuss handelt; eine ausgedehnte Jamsession ohne echten Belang. Ob gerade dieses Album wirklich das ideale Präsent zum runden Geburtstag des sympathischen Manni Neumeier ist, darf mithin getrost bezweifelt werden. Vielleicht sollte man sich beim nächsten Mal einfach mehr Zeit zum komponieren nehmen.
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