laut.de-Kritik
Es geht um Schweiß. Hitze. Exzess. Okay: Sex.
Review von Michael SchuhFür welche Attitüde die isländische Dance-Formation Gus Gus einsteht, beschreibt der Dialog zu Beginn des kühlen House-Brenners "Deep In Clouds" von Harrison Crump in vollsten Zügen: Ein der erotischen Herausforderung nicht unbedingt abgeneigtes Frauensäuseln sucht nach einem Partner: "Hello, is Harrison there?" Ist er: "Yeehh, whassup?" Sie: "Well, I've been dreaming about you!" Er: "Ahh yeah? Well, so ... why don't you come on over?" Sie: "Hmm well, i'm not dressed!" Er: "Hehe, but that's the way that I want you to come over!"
Es geht um Schweiß. Hitze. Exzess. Okay: Sex. Oder wie es Gus Gus-Sängerin Lola Be Nice im Remix der eigenen Nummer "David" ausdrückt: "I still have last night in my body - I wish you were with me". Körper, reibet euch aneinander. Je enger desto besser. Isländer Nächte sind lang. In der bereits durch Carl Cox und Tall Paul veredelten Mix-Serie entführen uns diesmal die nordischen Insel-Stars in ihren Party-Stammladen, die Sirkus Bar in Reykjavik.
Dass man beim Hören von "Mixed Live" die Gläser auf der Longdrink-Theke klirren hört, ist so (glas-)klar wie die Entertainer-Qualitäten des legendären Gus Gus-Barkeepers, Anheizers und DJs Step Step aka "der Ananas-Mann" (siehe Cover!). Was der Mann im Sommer auf den Southside/Hurricane-Festivals und kürzlich bei den Moloko-Supports abzog, ist eine Klasse für sich. Und für jemanden, der an einem Magnum-Schnauzbart-Wettbewerb teil nimmt, gehört Coolness zur Grundausstattung.
Die per Digital-Multitrack von CD und Vinyl kompilierte Mix-CD fußt denn auch auf abwechselnd fiebrigen und schwoofenden House-Beats, zu dessen Höhepunkten u.a. der Opener zählt, der das Geschehen durch sweete "Lalala"-Live-Vocals des Ananas-Mannes sogleich straight auf den Dancefloor verlagert. In "Price Gun Baby" hält der Funk Einzug ins Set, bevor nach kurzem Gus Gus-"Attention"-Sample der Louie Austen/Peaches-Knaller "Grab My Shaft" loshetzt.
"Blow my horn", "Come quick", "Fick mich" - für Anregungen unterhalb der Gürtelschnalle scheint Miss Peaches bis auf die Vulkaninsel bekannt zu sein. Ab dem etwas langwierigen "I Need A Freak"-Mix von Moloko-Mann Mark Brydon setzt dann und wann leichte Eintönigkeit ein, bzw. verhilft uns Step Step zu einem lässigen Drink-Refill, doch spätestens Tweenies Elektro-Rocker "Waiting For My Love" zieht uns wieder runter vom Barhocker.
Wenig später kredenzen uns Trabant in ihrer fies pumpenden Elektro-Nummer "Nasty Boy" die haarigen Zeilen "I'm a little filthy, i'm a filthy little boy", zu der man die Sirkus Bar eigentlich gut auseinander nehmen könnte. Ob dies passiert ist, verrät uns leider auch die beigelegte DVD nicht, auf der lediglich der Audio-Mix im 5.1-Sound sowie eine Interviewsektion und zwei Videoclips verzeichnet sind. Dennoch, Gus Gus haben's druff!
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