laut.de-Kritik
Vom Atari Teenage Riot-Girl zur Femme Fatale.
Review von Daniel Straub"Future Noir"! Was für ein Albumtitel! Glückwunsch Frau Elias. Das klingt einerseits doch ganz nach punkiger "No Future"-Attitüde und hat andererseits einen französisch poetischen Anstrich, der prima zur verführerischen Femme Fatale passt, als die sich Hanin Elias auf dem Cover inszeniert.
Mit ihrem zweiten Soloalbum nach der Auflösung der Electro-Punk-Band Atari Teenage Riot beschreitet Hanin Elias den auf ihrer Platte "No Games No Fun" vorgezeichneten Weg konsequent weiter. Die ganz harten Zeiten sind vorbei, statt dessen gibt das einstige Riotgirl ihrer Liebe für Melodien nach und erinnert dabei mehr als einmal an Christa Päffgen, die prototypische Femme Fatale des Pop, besser bekannt unter ihrem Künstlernamen Nico.
Dem Konzept der Femme Fatale huldigt Hanin Elias auf "Future Noir" nicht nur optisch. Auch die 13 Songs des Albums gehorchen der Logik von Lust, Verführung und Verderben. Wie könnte es auch anders sein, wenn sich die Zukunft als finsteres Konstrukt auf der
Zeitachse abzeichnet. Ein gewisses Maß an Vorsicht scheint also angebracht, will man mit Hanin Elias in die Zukunft blicken.
Den Weg dorthin versüßen zunächst von sanfter Melancholie durchtränkte Songs wie der liebliche Titelsong "Future Noir". Schlichte Elektronik-Arrangements, die den Geist waviger Tristesse atmen, bekommen akustische Klangkörper wie Gitarre oder Piano an die Seite gestellt und geben so den idealen Nährboden für Elias melodieverliebte und emotionsgeladene Vocalperformance. Die nuancenreichen Zwischentöne geben dem Album "Future Noir" seine Kraft. Vorbei die Tage des wütenden Geschreis.
Feminine Verführungskraft, unnahbare Dominanz und apokalytische Resignation sind die bevorzugten Spielwiesen, auf denen Hanin Elias ihren Zuhörern begegnet. In diesem Dreiklang spiegelt sich auch ein Teil der Dramatik von "Future Noir" wieder. Von der zarten Annäherung an das Ohr der Zuhörer zu Beginn über wütende Attacken im Mittelteil bis zu einer
gelassenen Schicksalsergebenheit am Ende reicht die Palette der Gefühlsregister, die Hanin Elias souverän zieht.
Im Angesicht einer derart facettenreich und beseelt agierenden Hanin Elias verkommt das Gastspiel von Sonic Youth Gitarrist Thurston Moore zur beinahe unbedeutenden Randnotiz.
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